| Nr. 418/07
zu TOP 30: Die Chancen des Weiterbildungskonzeptes nutzen
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Es gilt das gesprochene Wort
„ Stillstand ist Rückschritt“ - dieses geflügelte Wort gilt nicht nur für die Wirtschaft, sondern für alle Bereiche des politischen und gesellschaftlichen Lebens, auch die Bildung und insbesondere die Weiterbildung und um diese geht es hier und heute. Weiterbildung umfasst nicht nur die berufliche Weiterbildung, auf die ich gleich noch eingehen werde, sondern auch die politische, ökonomische, ökologische und kulturelle Weiterbildung. Der vorliegende Bericht gibt eine hervorragende Übersicht über die Weiterbildungssituation des Landes Schleswig-Holstein, über die vielfältigen Träger, ihre Aktivitäten und ihre finanzielle Situation. Für diese umfassende Darstellung bedanken wir uns als CDU-Fraktion recht herzlich, sowohl bei den beteiligten Ministerien als auch bei der Interministeriellen Arbeitsgruppe und der Kommission Weiterbildung.
Wir als CDU unterstützen das im Bericht genannte Ziel, Weiterbildung zur 4. Säule des Bildungssystems neben Schule, Hochschule und beruflicher Bildung weiter zu entwickeln. Weiterbildung entspricht der Forderung nach lebenslangem Lernen und eröffnet auch im Rahmen der Globalisierung und der immer schnelleren Veränderung der Arbeitswelt, der Struktur der Betriebe und der Neuen Technologien für jeden Einzelnen die Möglichkeit, an dieser Entwicklung teilzunehmen. Sie bildet einen Baustein auch für den persönlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt jedes Einzelnen. Gleichzeitig aber steigt das Risiko des Ausschlusses von dieser Entwicklung für diejenigen, die keinen ausreichenden Zugang zur ständigen Weiterbildung haben, aber auch für Betriebe, die sich dem technischen Fortschritt mittels der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter nicht öffnen.
Die Klage über fehlende Facharbeiter sprechen eine beredte Sprache. Der Grund für den Rückgang der Weiterbildungsteilnehmerzahlen zwischen 2000 und 2003 – andere Zahlen liegen uns nicht vor - mag liegen in der hinter uns liegenden konjunkturellen Lage und dem übersättigten Arbeitsmarkt, der Investitionen in betriebliche Aus- und Weiterbildung nicht notwendig erschienen ließ (Rückgang der erwerbstätigen Teilnehmerzahlen von 39 % im Jahr 2000 auf 32 % im Jahr 2003). Angesichts der demografischen Entwicklung aber ist zukünftig von allen Beteiligten – Arbeitnehmer, Betriebe, Sozialpartner - auch in ihrem ureigensten Interesse - dafür Sorge zu tragen, dass Fort- und Weiterbildung zur Selbstverständlichkeit wird. Das Land fördert zum Beispiel die berufliche Weiterbildung in KMUs bis zu 100 % der zuwendungsfähigen Seminarkosten.
Wie können wir als Landespolitiker zu der von uns erkannten notwendigen lebenslangen Weiterbildung der Bürgerinnen und Bürger beitragen?
1. Die flächendeckende Grundversorgung mit beruflicher allgemeiner und politischer Weiterbildung in Berufsbildungsstätten, Volkshochschulen, Bildungsstätten, Hochschulen und berufsbildenden Schulen muss organisatorisch von allen beteiligten Ministerien und der Staatskanzlei sichergestellt und vom Landtag finanziell abgesichert werden. Dazu gehören auch die Zielgruppenförderung der in der Weiterbildung unterrepräsentierten Bevölkerungsschichten, das Nachholen von Schul- und Berufsabschlüssen sowie die Alphabetisierungsmaßnahmen.
2. Die finanzielle Förderung der Infrastruktur – hier besonders der zwölf Weiterbildungsverbünde mit insgesamt 500 beteiligten Institutionen mit rd. 11 Mio. € bis 2013 – muss gewährleistet werden, um Bürgerinnen und Bürger und kleine und mittlere Betriebe (KMU) über Weiterbildungsmöglichkeiten zu informieren, sie zu beraten, Konzepte zu entwickeln und so regional und auf Landesebene flächendeckend, aber bedarfsorientiert zur Weiterbildung beizutragen. Das im September frei geschaltete „Kursportal“ Schleswig-Holstein gibt einen hervorragenden Überblick über sämtliche Weiterbildungsangebote und trägt damit zur Transparenz des Weiterbildungsmarktes bei.
3. Unsere Aufgabe muss es aber auch sein, und deshalb wollten wir diesen Bericht im Landtag diskutieren, aufmerksam zu machen auf die Möglichkeiten, die jeder Einzelne und jedes Unternehmen bereits heute schon besitzt und in Zukunft haben wird, um sich oder den Betrieb nach vorn zu bringen und am Erfolg teilzuhaben. Wir rufen dazu auf, die Chancen, die das Weiterbildungskonzept und die finanzielle Förderung des Landes mit mindesten 24 Mio. allein aus dem Wirtschaftsministerium bieten, auch wahrzunehmen, sich aus persönlichen, aber auch betrieblichen Gründen an Weiterbildungsmaßnahmen zu beteiligen und auf diese Weise das als notwendig erkannte lebenslange Lernen mit Inhalt zu füllen. Stillstand ist Rückschritt, und das gilt für das Lernen im Besonderen.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel