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zu TOP 15: Für Schwachpunkte im Archivwesen müssen wir Lösungsmöglichkeiten finden
Es gilt das gesprochene Wort
Sperrfrist Redebeginn
Um es vorweg zu nehmen, diese Antwort zur Großen Anfrage gibt den Zustand des Archivwesens in Schleswig-Holstein sehr umfassend wieder. Sie zeigt vor allem eine ganze Reihe von Schwachpunkten auf, deren Beseitigung angesichts der derzeitigen Haushaltslage kaum zu realisieren sein wird.
Beginnen wir mit der seit dem Jahr 2000 bestehenden Archivierungspflicht der Kommunen. Nach zehn Jahren besitzt noch fast ein Drittel der Kommunen kein Archiv. Die Konsequenz daraus werden Überlieferungslücken sein. Hinzu kommt, dass in zwei Dritteln der Kommunalarchive die Fachlichkeit nicht gewährleistet ist.
Als ein Lösungsansatz werden die Einrichtung einer zentralen koordinierenden Archivberatungsstelle und der Ausbau der Kreisarchive zu regionalen Archivkompetenzzentren genannt. Dies könnte zu einer Entlastung der Kommunen führen und Synergieeffekte zu nutzen. Das Ministerium ist gefordert, die Machbarkeit dieser Idee zu prüfen.
Bisher unterstützt das Landesarchiv die Umsetzung des Landesarchivgesetzes auf kommunaler Ebene durch den Abschluss kostenpflichtiger Beratungsverträge, im vergangenen Jahr immerhin in einem Umfang von rd. 115.000 €.
Weitere Lücken gibt es noch in der Umsetzung der 2009 beschlossenen Pflichtaufgabe für die Kommunen zur Archivierung der Personenstandsbücher. Auch die Archivierung elektronischer Dokumente der Kommunen wird vermutlich nur in Kooperationen zu gewährleisten sein.
Die im Jahr 2001 beschlossene Einrichtung eines zentralen Wirtschaftsarchivs in Schleswig-Holstein ist aus finanziellen Gründen aus dem Stadium von Planungs- und Abstimmungsgesprächen bisher nicht herausgekommen. Allerdings bietet die Handelskammer Hamburg mit der Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv auch Unternehmen aus Schleswig-Holstein eine Archivierungsmöglichkeit an.
Weitere Lücken stehen zu befürchten im Bereich der Gutsarchive. Es befinden sich im Landesarchiv zwar ca. 50 Bestände, aber für Ankauf, konservatorische Bearbeitung und Erschließung stehen keine Mittel zur Verfügung. Damit ist eine Betreuung der Gutsarchive nur stark eingeschränkt und unter Kostenbeteiligung der Eigentümer möglich.
Ich habe mich hier fast ausschließlich mit den Schwachpunkten beschäftigt, aber für diese gilt es Lösungsmöglichkeiten zu suchen, damit das Archivwesen auch weiterhin seine Arbeit auf hohem Niveau für das Land fortsetzen kann. Ich bin daher froh, dass im vorliegenden Haushaltsentwurf in etwa das finanzielle Vorjahresniveau gehalten wird.
Wir werden im Ausschuss sicherlich Gelegenheit haben, den Bericht ausführlich zu diskutieren.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel