| Nr. 198/08

zu TOP 10: Wir stehen zum Staatskirchenvertrag

Sperrfrist: Redebeginn
Es gilt das gesprochene Wort

Zu Beginn meiner Rede möchte ich einfach sagen:
Ich freue mich, dass wir – nach der Debatte im November 2007 über die Große Anfrage meiner CDU-Fraktion zum Religionsunterricht in Schleswig-Holstein – heute erneut ein wichtiges Thema zu den Kirchen und Religionsgemeinschaften in Schleswig-Holstein auf der Tagesordnung haben.

„Kirche hat wieder Konjunktur – und das ist gut so!“ – Davon bin ich überzeugt!

Darum danke ich dem Kollegen Rolf Fischer für diese Große Anfrage.
Und mein besonderer Dank gilt Ihnen, Herr Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Staatskanzlei sowie den Vertretern der Nordelbischen Kirche, der katholischen Kirche und den Religionsgemeinschaften für die Beantwortung der Fragen.

Die Antworten auf die Fragen nach der Entwicklung der Mitgliederzahlen und des Kirchensteueraufkommens, nach der finanziellen Förderung durch das Land – mit den Staatsleistungen und den freiwilligen Landeszuwendungen – einerseits und nach den Leistungen der Kirchen in der diakonischen und karitativen Arbeit, in den Bereichen „Kirche und Kultur“ mit der Denkmalpflege bei Gebäuden und Friedhöfen, „Kirche und Ökologie“ sowie „Kirche und Medien“ andererseits – lassen erahnen, um es vorsichtig auszudrücken, dass unsere Kirchen finanziell nicht auf Rosen gebettet sind.

Vor diesem Hintergrund sind die kritischen Anmerkungen des Landesrechnungshofes und die des Abgeordneten Günter Neugebauer zu den Zahlungen des Landes Schleswig-Holstein an die Nordelbische Kirche wenig hilfreich. Ich sage ganz deutlich: Die CDU-Landtagsfraktion steht zu der vertraglichen Verpflichtung des Staatskirchenvertrages mit der Nordelbischen Kirche und steht zu dem geplanten Staatskirchenvertrag mit der Katholischen Kirche sowie zu den Zahlungen an die Kirchen und Religionsgemeinschaften in unserem Land.

Die Zahlen in den Antworten zeigen aber auch eines ganz deutlich: Knapp 80% der Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner bekennen sich im Jahr 2008 zum christlichen Glauben. Das ist ebenso erfreulich wie die Tatsache, dass sich die Kirchenaustritte deutlich reduziert haben. Hinzu kommen noch die zahlreichen weiteren Religionsgemeinschaften, deren Mitgliederdaten leider nicht erhoben werden. Hier sollten wir Möglichkeiten der Abhilfe schaffen – z.B. dadurch, dass in den Meldebögen zumindest auf freiwilliger Basis entsprechende Angaben erbeten werden.

Der Fragenkatalog der Großen Anfrage war im Wesentlichen darauf ausgerichtet, das Engagement der Kirchen und Religionsgemeinschaften in wichtigen gesellschaftlichen Aufgabenfeldern zu hinterfragen, zu durchleuchten und damit transparent zu machen.

Die Antworten liefern dazu eine Fülle von Daten und Fakten, die eindrucksvoll insbesondere die Bedeutung unserer beiden großen Kirchen – der Nordelbischen Kirche und der katholischen Kirche – für unsere Gesellschaft unterstreichen.

Beide großen Kirchen erbringen mit ihren Diensten und Werken vielfältige karitative Leistungen zum Beispiel in
- der Kinder- und Jugendhilfe,
- der Familienhilfe und
- Eingliederungshilfe,
- den Einrichtungen für die Behindertenhilfe,
- der Krankenpflege und der Altenhilfe,
- der Suchtkrankenhilfe und
- der Gefangenenhilfe und
- der schweren Hospizarbeit.

Die CDU-Landtagsfraktion ist allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – Hauptamtlichen wie insbesondere auch Ehrenamtlichen – sehr dankbar für allen Dienst an den Menschen, die Hilfe und Unterstützung benötigen.

Dazu gehören aber auch Aufgabenfelder wie

- Kirche und Kultur
- Kirche und Ökologie
- Kirche und Medien

deren Wahrnehmung und deren Angebote und Beiträge eine nicht wegzudenkende Bereicherung unseres gesellschaftlichen Lebens darstellen.

Dieses gilt in besonderer Weise für das reiche kulturelle Angebot – und hier natürlich ganz besonders – Sie mögen es einer langjährigen Kirchenchorsängerin nachsehen – für die Kirchenmusik in den Gotteshäusern unseres Landes:

Ob es die großen Oratorien sind oder das Requiem von Brahms, Verdi oder Mozart, ob es die Orgelkonzerte sind oder die dynamisch-rhythmischen Gospelchöre, ob es die Krippenspiele, die Kinderchöre oder die Soloauftritte von Querflöte und Orgel, Trompete und Orgel oder Sologesang und Orgel sind – diese Musik ist zugleich auch Verkündigung von Gottes Wort und sie erreicht die Herzen der Menschen – manchmal mehr als eine noch so gute Predigt.

Wenn ich dann die Angaben zu der Zahl der Kirchenmusiker und deren Qualifikation (Seite 16 der Großen Anfrage) sehe, kann ich mir an dieser Stelle einen Appell an unsere Kirchenvertreter nicht verkneifen: Vernachlässigen Sie nicht die Kirchenmusik! – Sie füllt Ihnen Ihre Kirchen. Welch gute Gelegenheit, um die Besucher enger an Ihre Kirchengemeinde zu binden!

Besonderen Dank und Respekt hat die Nordelbische Kirche für ihr Engagement im Bereich Ökologie – Umweltschutz – Klimaschutz und Nachhaltigkeit verdient.

Das Jugendpfarramt auf dem Koppelsberg bei Plön war wesentlicher Motor für die Einrichtung des FÖJ, des Freiwilligen Ökologischen Jahres zum 1. Juli 1991.

Ich will nicht verhehlen, dass es in der Vergangenheit durchaus unterschiedliche Auffassungen zur inhaltlichen und insbesondere zur finanziellen Ausgestaltung und Ausstattung der FÖJ-Plätze gab. Der Wert und die Notwendigkeit des FÖJ waren und sind aber immer unstrittig! Darum freue ich mich auch über das Bekenntnis zum FÖJ in der vorliegenden Antwort und die klare Aussage, dass die Zusammenarbeit zwischen der Landesregierung und der NEK fortgesetzt und ein Folgevertrag abgeschlossen werden soll, wenn der derzeitige Vertrag zum 31. Juli 2009 auslaufen wird.

Beachtlich ist auch die Liste von ökumenischen Aktivitäten mit Bezug zur Agenda 21 und für den Klimaschutz.

Zu nennen sind etwa die „Ökumenische Stiftung für Schöpfungsbewahrung und Nachhaltigkeit“ mit Sitz in Ratzeburg, die nachhaltige Lebensstile fördert, zu entsprechenden Diskussionen anregt und Projekte durchführt; ich nenne als Beispiel die Veranstaltung „Bred and fish“ in Lübeck.

Oder das Projekt „Die Hütte der Frommen soll grünen!“, das Energiestandards im Bereich der energetischen Sanierung von Gebäuden entwickelt und umsetzt.

Hier wird mehr als deutlich, dass die Kirchen ihre Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung sehr ernst nehmen.

Bei aller Wertschätzung für diese Große Anfrage hätte ich mir noch einen Fragenkomplex gewünscht, der sich mit dem „Kerngeschäft“ unserer Kirchen und Religionsgemeinschaften befasst hätte.

Was meine ich damit?

Laut Knauers Lexikon ist Kirche die Gemeinschaft der an Christus Glaubenden!

Kirche hat – verkürzt wiedergegeben – die Aufgabe, das Werk Christi fortzusetzen und die Menschen zu Gott zu führen. Das gilt mit unterschiedlicher Ausgestaltung und Gewichtung auch für andere Religionsgemeinschaften. Bei unseren beiden großen Kirchen – der NEK und der Katholischen Kirche – gehören dazu zum Beispiel die Gottesdienste, einschließlich der Kindergottesdienste, der Konfirmandenunterricht und als ganz zentraler Auftrag die Seelsorge und die Mission. Für alle gilt: Im Zentrum steht die eigene Gemeinde!

Zur Beurteilung dieses zentralen Komplexes – insbesondere zur personellen Ausstattung und deren Kosten – wären entsprechende Fragen und Antworten sicherlich hilfreich gewesen.

Unser Leben wird immer vielschichtiger, schnelllebiger und durch den Globalisierungsprozess bestimmt. Deshalb sind die Kirchen und Religionsgemeinschaften wichtig für den Aufbau unserer Gesellschaft – für Orientierung, Toleranz und Wertefundament.

Unsere Gesellschaft benötigt das Bekenntnis von glaubenden Menschen, sie benötigt die Seelsorge und Lebenshilfe der Kirchen und ihre mahnende und konstruktive Kritik in Fragen der Politik, der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung und der Ethik.

So hat es auch Bischof Dr. Knuth aus Schleswig vor der Synode 2006 formuliert: Die Kirche müsse den Menschen und „dem Leben in und mit den Ambivalenzen unserer Zeit – Raum, Rückhalt und Geleit geben“.
Für diese geleistete Arbeit im Dienst für die Menschen möchte ich den Kirchen und Religionsgemeinschaften in Schleswig-Holstein auch im Namen der CDU-Landtagsfraktion ganz herzlich danken!

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Pressesprecher
Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel
Telefon: 0431/988-1440

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