Schwimmen | | Nr. 109/24
TOP 41: Jedes Kind sollte schwimmen können
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
meine Damen und Herren,
Die Zahl ist schrecklich – schrecklich hoch. Genau 378 Menschen sind im vergangenen Jahr in Deutschland ertrunken. Das sind noch einmal 23 mehr als im Jahr zuvor. Jeder dieser Toten ist einer zu viel. Das haben wir immer im Hinterkopf, wenn wir uns fürs Schwimmen stark machen. Denn wir wollen es ändern:
Schwimmenlernen heißt, sein eigenes Leben und vielleicht sogar das Leben anderer retten zu können.
Der uns vorliegende Bericht der Landesregierung über die Schwimmfähigkeit der Schülerinnen und Schüler in der 4. Klassenstufe zeigt deutlich, wo wir stehen und wo wir weiter konsequent anpacken müssen, um unserem gemeinsamen Ziel, dass jedes Kind im Land zwischen den Meeren schwimmen können soll, immer näherzukommen.
Fast jede zweite Schülerin und jeder zweite Schüler hat zu Beginn der 4. Klasse bereits das Bronzeabzeichen in der Tasche bzw. an die Badehose genäht bekommen und kann damit nachweislich sicher schwimmen. Die Fachanforderungen für den Sportunterricht sehen diese Schwimmfähigkeit bis zum Ende des 6. Jahrgangs vor.
Im Jahr 2022 besaßen bundesweit 24 Prozent der Kinder im Grundschulalter und 42 Prozent der über Zehnjährigen das Bronzeabzeichen, wie eine repräsentativen Umfrage von Forsa im Auftrag der DLRG ergab. Klar ist also: Schleswig-Holstein steht im Vergleich sehr ordentlich da. Zufrieden zurücklehnen können und wollen wir uns aber nicht.
Denn klar ist auch, dass die Schließungen von Schulen und Schwimmstätten in den Pandemiejahren 2020, -21 und -22 unsere Bemühungen zurückgeworfen haben. Schätzungsweise über 30.000 Kinder hatten also weder im Rahmen des Sportunterrichtes noch in Vereinen oder privat mit ihren Eltern die Chance, eine gesicherte Schwimmfähigkeit zu erlangen. Aus heutiger Sicht ein großer Fehler, aus dem wir für die Zukunft lernen müssen.
Die Landesregierung hat das Problem erkannt und mit der „Schwimmlern-Offensive Schleswig-Holstein“ nachweislich wirksame Maßnahmen auf den Weg gebracht. Über 1,5 Millionen Euro Fördermittel sind in den letzten fünf Jahren bereitgestellt worden.
Die DLRG, der Schwimmerverband SHSV und das DRK konnten so zusätzliche vergünstigte oder sogar kostenlose Kurse anbieten, von denen schon 20.000 Kinder und Jugendliche profitiert haben. Ein sehr erfolgreiches Projekt ist z.B. das Schwimm-Mobil der DLRG, auch bekannt als „rollende Seepferdchenschmiede“.
Zwei Bufdis touren mit dem Schwimm-Mobil durchs Land und unterstützen dort, wo sie besonders dringend gebraucht werden: Am Vormittag bei Schwimm-Projektwochen an Schulen oder nachmittags in Bädern, in denen Schwimmlehrer fehlen. Auch ein mobiles Schwimmbecken konnte beschafft werden und hilft dort, wo Schwimmstätten zu weit entfernt oder komplett belegt sind.
Die niedrigschwelligen Angebote der Schwimmlern-Offensive helfen vor allem auch Kindern aus Haushalten, in denen Sprachbarrieren vorhanden sind oder wenig Bewusstsein dafür herrscht, wie wichtig die Schwimmfähigkeit der eigenen Kinder ist. Der Bericht der Landesregierung deutet darauf hin, dass diese Mentalitätsfragen nicht zu unterschätzen sind.
In den kreisfreien Städten, wo das nächste Schwimmbad meist nicht weit entfernt ist, ist der Anteil der sicheren Schwimmer niedriger als in den Kreisen.
Ohne Frage bleibt es aber eine zentrale Herausforderung, ausreichend Schwimmstätten überall im Land vorzuhalten, damit auch wirklich an jeder Schule Schwimmunterricht für alle Kinder erfolgen kann.
Mit der Sportstättenförderung unterstützt das Land die Kommunen maßgeblich bei der Sanierung ihrer Schwimmhallen.
Wir als Land können zwar Gelder für die Sanierung der Sportstätten oder die Schwimmlern-Offensive bereitstellen, ohne die haupt- und vor allem ehrenamtlichen Schwimmtrainerinnen und -trainer, die sich in DLRG, DRK oder dem Schwimmverband engagieren, ginge gar nichts. Ihnen gilt unsere Anerkennung und unser Dank für ihre Arbeit für die Sicherheit unserer Kinder.
Den eingeschlagenen Weg der erfolgreichen Zusammenarbeit von Schulen und Vereinen müssen wir mit Nachdruck weiter verfolgen und dürfen mit zunehmendem Abstand zu den Pandemiejahren unser Ziel nicht aus den Augen verlieren:
Nicht nur mehr Kinder als im Bundesschnitt sollen sicher schwimmen können, jedes Kind soll schwimmen können! Ach ja, beinahe vergessen: Schwimmen ist natürlich auch eine sehr gesundheitsfördernde Sportart – und sie macht Spaß!
Ich freue mich auf jeden Fall schon, wenn es wieder wärmer wird und die Badesaison beginnt.
Sie haben Fragen zu diesem Artikel? Sprechen Sie uns an:
Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel