Corona-Langzeitfolgen | | Nr. 235/24
TOP 38: Bessere Hilfe für Long- und Post-Covid-Patienten
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren,
in dem Bericht der Landesregierung geht es um die Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Im Besonderen um die Situation von Post-Covid und ME/CFS-Erkrankten in Schleswig-Holstein.
Die Corona-Pandemie hat tiefe Spuren in unserer Gesellschaft hinterlassen. Neben den akuten Krankheitsverläufen kämpfen viele Menschen bis heute mit langfristigen Folgen der Infektion. Diese Langzeitfolgen, bekannt als Long-Covid und Post-Covid-Syndrom, beeinträchtigen das Leben zahlreicher Bürgerinnen und Bürger erheblich.
Long-Covid betrifft Menschen, die noch Wochen oder sogar Monate nach der Infektion unter gesundheitlichen Beschwerden leiden. Das Post-Covid-Syndrom geht noch weiter: Hier dauern die Symptome mindestens zwölf Wochen an und können das tägliche Leben dauerhaft stark einschränken. Mit allen negativen Folgen für die Teilhabe am familiären und gesellschaftlichen Leben sowie der Erwerbsfähigkeit.
Als besonders besorgniserregend empfinde ich die Zunahme von Fällen des Chronischen Fatigue Syndroms, kurz ME/CFS. Diese schwere und chronische Erkrankung führt zu besonders schneller und langanhaltender Erschöpfung, sodass ein normaler Alltag für die Betroffenen kaum noch zu bewältigen ist.
All die Zahlen und Fakten im Bericht lassen uns aber nur erahnen, welche menschlichen Schicksale und Folgen mit diesen Erkrankungen verbunden sind: Für die erkrankten Menschen höchstpersönlich, aber auch für ihre Familien, Freunde und ihr Umfeld. Ich bin daher sehr dankbar, dass wir Abgeordneten fraktionsübergreifend immer wieder die Möglichkeit zum direkten Austausch mit Betroffenen haben und diese Möglichkeit auch nutzen.
Betroffene leiden unter extremer Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und körperlichen Schmerzen. Daneben wird mir regelmäßig von einer zusätzlich psychisch belastenden Stigmatisierung berichtet. In einigen Fällen haben die Betroffenen, teilweise ja sehr jungen Menschen, die Hoffnung auf Heilung oder Besserung schon aufgegeben. Sie sind lebensmüde.
Meine Damen und Herren: Das können wir nicht hinnehmen! Es ist unsere Pflicht, diesen Menschen die notwendige Unterstützung anzubieten.
Schleswig-Holstein hat bereits wichtige Schritte unternommen: Spezialisierte Ambulanzen in Kiel und Lübeck wurden eingerichtet, die umfassende Diagnostik und Therapieangebote bereitstellen. Diese Einrichtungen bieten nicht nur medizinische Versorgung, sondern auch erste therapeutische Maßnahmen, um den Betroffenen wieder ein Stück Lebensqualität zurückzugeben.
Darüber hinaus werden Forschungsprojekte wie FRISH und COVIDOM konkret gefördert. Sie zielen darauf ab, die Grundlagen dieser Krankheitsbilder besser zu verstehen und neue Behandlungsansätze zu entwickeln. Forschung ist der Schlüssel, um langfristig effektive Therapien zu finden und die Versorgung zu verbessern. Auch der enge Schulterschluss mit dem RKI und weiteren deutschen Forschungseinrichtungen hilft, Ergebnisse zu validieren und Erkenntnisse zu teilen, die am Ende allen Erkrankten – auch über das regional begrenzte Forschungsgebiet unseres Landes hinaus – zugutekommen.
Es freut mich, dass die Landesregierung eng mit den Expertinnen und Experten des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein zusammenarbeitet, um die Forschung zu unterstützen und die medizinische Versorgung stetig zu verbessern. Diese Anstrengungen müssen wir konsequent fortführen.
Stand heute sind die Behandlungsmöglichkeiten noch nicht ausreichend erforscht und etabliert. Wir müssen die vorhandenen Strukturen weiter ausbauen sowie teils optimieren. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Vernetzung von allen Akteuren und der erhobenen Daten über Krankheitsbilder und Therapieansätze, um eine nahtlose und effektive Betreuung zu ermöglichen.
Wir müssen auch sicherstellen, dass unsere Unterstützung alle Altersgruppen erreicht. Besonders Kinder und Jugendliche dürfen wir nicht vergessen. Sie brauchen konkrete, teils individuelle Hilfsangebote, um zum Beispiel ihren Schulalltag trotz gesundheitlicher Einschränkungen bewältigen zu können.
Wenn man nun mit Betroffenen spricht, ich nenne hier zum Beispiel Mitglieder der Aktionsgruppe „Nicht Genesen“, bekommt man mit, wie wertvoll ein ganz normaler Tag eines „Nicht-Betroffenen“ eigentlich ist. Diejenigen, die an Long- oder Post-Covid-Symptomen leiden, wünschen sich nicht irgendetwas ganz besonderes, sie wünschen sich ihr ganz normales Leben zurück. Für mich klingt das mehr als nachvollziehbar und absolut fair.
Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass die Menschen in unserem Land die Hilfe erhalten, die sie brauchen. Erst wenn dies erfolgt, können wir die Nachwehen der Pandemie hinter uns lassen. Vielen Dank.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel