Pflege | | Nr. 144/19
(TOP 37) Bericht zum Branchencheck Pflege
Es gilt das gesprochene Wort!
Anrede,
herzlichen Dank für diesen Bericht.
Es ist richtig und wichtig, dass wir uns intensiv Gedanken über die pflegerische Versorgung machen und jeweilige Schlüsse aus dem Branchencheck Pflege für die weitere und individuelle Versorgung der alten und kranken Menschen im Land ziehen.
Aus der Sicht der Fachkräfte - und aus der Sicht der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in der Altenpflegebranche in Schleswig-Holstein. Besonders hervorzuheben ist das nicht wirklich überraschende Ergebnis zur Befragung zum Thema Fachkräftemangel.
In mehr als 2/3 aller an der Befragung beteiligten Einrichtungen herrscht ein signifikanter Fachkräftemangel. Das ist das zentrale Problem dieser Branche in ganz Schleswig-Holstein und in der gesamten Bundesrepublik.
Im Durchschnitt braucht es 174 Tage, um eine vakante Stelle in der Altenpflege neu zu besetzen – mit steigender Tendenz. Deswegen wurden erstmals 2017 und 2018 in diesem Bereich Leitungen von Altenpflegeeinrichtungen und Pflegefachkräfte befragt, um so herauszufinden, wo es mögliche Probleme gibt und welche Ursachen jeweils aus der eigenen Sicht zu benennen sind. Selbstverständlich wurden hierbei auch Kritikpunkte bei Unzufriedenheit und auch ebenso die Ursachen für eine gute Arbeitszufriedenheit abgefragt. Dieses alles soll dazu beitragen, die jeweiligen Einflussfaktoren zu benennen und weitere Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel aufzuzeigen.
Prof. Dr. Björn Christensen von der Fachhochschule Kiel, dem „Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung und Weiterbildung“, wurde beauftragt, eine Online-Befragung durchzuführen. Daran beteiligten sich landesweit 249 Pflegeeinrichtungen mit 706 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Insgesamt wurden 918 Einrichtungen angeschrieben – die Rücklaufquote betrug also rund 27%. Die Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fand von Anfang Juli bis Ende August im letzten Jahr online statt. Die durchschnittliche Einrichtungsgröße lag bei 133 Pflegeplätzen und die Hälfte der Einrichtungen war nicht privatwirtschaftlich organisiert. Knapp 2/3 der Befragten arbeiteten in stationären Einrichtungen.
Es ist nicht besonders verwunderlich, dass eine großen Arbeitszufriedenheit von Aspekten wie fairer Bezahlung, Betriebsklima, Arbeitszeit und Teamzusammensetzung sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Freizeit abhängt. Auch spielt die direkte Einbindung in die Aufstellung von Dienstplänen und Weiterbildung und Anerkennung eine sehr große Rolle.
Noch weniger verwunderlich ist, dass sich die Zufriedenheit auch auf die Bindung an die Einrichtung auswirkt. Negative Aspekte, wie ein hoher Grad der Überlastung und Überforderung, haben eine hohe Fluktuation zu Folge. Und es ist auch logisch, dass je länger solche belastenden Situationen andauern, die Unzufriedenheit auch anwächst. Auch führt eine mangelhafte Einweisung und schlechte Kenntnis in die Digitalisierung dazu, dass diese als Belastung empfunden werden.
Alarmierend ist, dass lediglich 38% der befragten Personen angaben, in den nächsten drei Jahren noch in der jetzigen Einrichtung und Position tätig sein zu wollen. Eine gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV ist für die Befragten ebenfalls sehr wichtig und ebenso die Verlässlichkeit der Dienstpläne sowie eine Einbindung in die Personalsuche und eine vereinfachte Dokumentation. Erwähnt wird auch die positive Unterstützung bei der Kinderbetreuung und Gesundheitsförderung.
Die Einrichtungsleitungen setzen bei der Nachwuchsgewinnung auf kontinuierliche Ausbildung als Mittel gegen den Fachkräftemangel. 81% bilden aus – der Rest nicht! Und 52% setzen erfolgreich auf eine strategische Personalentwicklung in der Ausbildung und in der Fachkräftestrategie.
Erfreulich ist, dass sich die Anzahl der Azubis in der Pflege von 2013 bis 2017 von 1.869 auf 2.345 erhöht hat. Gemeinsam mit dem Landespflegeausschuss sollen nun Handlungsempfehlungen folgen und auf verschiedenen Fachveranstaltungen zudem die Ergebnisse des Branchencheks vorgestellt werden. Wir wollen mit allen Beteiligten erreichen, dass sich die Arbeitsbedingungen verbessern. Ich setzte große Hoffnungen in dieses angestoßene Projekt und hoffe, dass uns das in diesem Rahmen gut gelingen wird.
Herzlichen Dank!
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel