Arzneimitteln | | Nr. 387/23
TOP 36: Der Bundesgesundheitsminister muss bei der Arzneimittelversorgung handeln
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Damen und Herren,
im September verkündete Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, man sei bei der Versorgung mit wichtigen Arzneimitteln für Kinder in diesem Jahr deutlich besser aufgestellt, als noch im Vorjahr. Meine Damen und Herren, was bedeutet konkret „besser aufgestellt“?
Ich wollte da mehr erfahren und habe deshalb Anfang des Monats einen Tag lang ein Praktikum in einer Apotheke, der Klaus-Groth-Apotheke in Bordesholm, gemacht. Und diese Erfahrungen, die ich da machen durfte, haben mich wirklich tief berührt.
Über 270 Arzneimittel, die diese Apotheke regulär auf Lager hat, waren an meinem Praktikumstag nicht lieferbar. Ein nicht unerheblicher Teil davon war schon sehr lange, teilweise monatelang, nicht mehr lieferbar. Diese Apotheke kauft den größten Teil der Arzneimittel über 3 verschiedene Großhändler ein. Es ist also nicht ein Großhändler, der bei 270 marktüblichen Produkten nicht lieferfähig war, das ist das Ergebnis, wenn man die Liefermöglichkeiten von allen drei großen Anbietern übereinanderlegt. Ich finde das für ein Industrieland wie Deutschland ziemlich erschreckend.
Stellen Sie sich vor, Sie kommen in die Apotheke, um ein Rezept für Ihre chronische Erkrankung einzulösen. Ein Medikament, auf das Sie seit Jahren eingestellt sind und das Sie gut vertragen. Ihr Medikament ist nicht lieferbar. Oder stellen Sie sich vor, Ihr Kind fiebert hoch, Sie gehen in die Apotheke und es gibt keinen Fiebersaft.
Das Personal in der Apotheke hat in beiden Fällen folgende Möglichkeiten: Wenn Sie Glück haben, kann es Ihnen ein wirkungsgleiches, anderes Medikament herausgeben. Dafür muss in der Regel mit dem verordnenden Arzt Rücksprache gehalten werden und ein neues Rezept ausgestellt werden. Die Ausnahmefälle, wo es einfacher geht, sind sehr überschaubar. Wenn Sie Pech haben, müssen Sie mit einem ganz anderen Wirkstoff Vorlieb nehmen, mit dem Sie nicht optimal versorgt werden oder es gibt gar keine Alternative und Sie gehen mit leeren Händen nach Hause.
Meine Damen und Herren, es kann in einem Land wie Deutschland, dass sich rühmt, eines der besten Gesundheitssysteme der Welt zu haben, nicht eine Frage von Glück oder Pech sein, ob man eine optimale medikamentöse Versorgung erhält. Der aktuelle Zustand ist einfach nicht hinnehmbar.
Ich möchte an dieser Stelle nicht nur alles düster darstellen, ich möchte auch die Chance nutzen und mich an dieser Stelle herzlich bei allen Apothekerinnen und Apothekern und ihren Teams bedanken, die sich in unserem Land täglich tausendfach mit diesem Thema im höchsten Maße verantwortungsvoll auseinandersetzen und so für Ihre Patientinnen und Patienten eine qualitativ hochwertige und optimale Versorgung mit Arzneimitteln versuchen sicherzustellen.
Sie leisten großartige Arbeit, das erkennt das gesamte hohe Haus hier an, vielen Dank!
Und ich glaube, dass wir auch in der Einschätzung übereinstimmen, dass die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung nicht ausreichen, um diesem Zustand angemessen entgegenzuwirken.
Das haben die Ministerpräsidenten bei Ihrem Beschluss zu diesem Thema bei der Ministerpräsidentenkonferenz vom 6. November so gesehen, das hat die CDU Bundestagsfraktion bei Ihrem 21-Punkte Antrag vom letzten Freitag so gesehen, das sieht der Präsident der Apothekerkammer SH Dr. Kai Christiansen so, das sieht die Präsidentin des Bundesverbandes der Apothekenverbände Frau Gabriele Overwiening so, das sehen die Menschen, die in einer Apotheke nicht das ihnen verordnete Medikament erhalten so. Nur Herr Lauterbach, der sieht es nicht so.
Meine Damen und Herren, zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Damit das auch in Zukunft für möglichst viele Bürgerinnen und Bürger in unserem Land möglich ist, stimmen Sie bitte für unseren Alternativantrag. Die Patientinnen und Patienten und auch alle Apothekerinnen und Apotheker und deren Mitarbeiter haben es verdient.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel