Bildungsbonus | | Nr. 198/19
(TOP 33) Bildungsbonus bietet Kindern bessere Lebensperspektiven
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Bildungsbonus geht los
ich freue mich sehr über den Bericht der Landesregierung, den wir gerade gehört haben. Die Unterstützung von Schulen in Stadtteilen und Quartieren mit besonderen Herausforderungen geht nun endlich los! Viele Parteien hatten dieses Thema bereits im Landtagswahlkampf aufgegriffen, Jamaika hat dies im Koalitionsvertrag festgehalten und aus unserem Landtag ist die Initiative für den Bildungsbonus ausgegangen. Im letzten Haushalt haben wir dafür auch noch einmal zusätzliches Geld gegenüber der ursprünglichen Planung bereitgestellt. Nicht nur deshalb möchte ich auch den Mitarbeitern des Bildungsministerium herzlich für die Vorbereitung und Umsetzung des Programms danken. Nun wird es sehr konkret. Darüber freue ich mich sehr.
Vorfreude auf der Auftaktveranstaltung
In der vergangenen Woche gab es eine Auftaktveranstaltung für die ersten 20 Perspektivschulen, die von dem Programm profitieren werden. Eine gespannte Vorfreude lag in der Luft. Das konnten alle spüren, die an der Veranstaltung teilgenommen haben. Die Lehrkräfte, Schulleitungen und Schulräte, die an der Veranstaltung teilnahmen, waren hoch interessiert und motiviert. Und von Anfang wurde klar: Geld alleine wird den Schulen nicht helfen. Es geht um viel mehr.
Rütli-Gemeinschaftsschule als Erfolgsmodell
Gast auf der Veranstaltung war auch die Schulleiterin der Rütli-Gemeinschaftsschule in Berlin, die 2006 durch einen Brandbrief bundesweit als Problemschule in einem sozialen Brennpunkt bekannt geworden ist. Die Schule hat sich mittlerweile zu einem Erfolgsmodell für Schulentwicklung gemausert. Klar wurde, dass ein wichtiger Erfolgsfaktor für erfolgreiche Schulen in solchen Lagen die Schulleitungen, die Lehrkräfte selber, die Vernetzung im Umfeld der Schule und natürlich auch die Ausstattung sind.
Es geht um mehr als um Geld
Diese Erfahrung, die auch andere Schulen gemacht haben und mittlerweile auch wissenschaftlicher Konsens sind, nehmen wir uns bei der Umsetzung des Bildungsbonus sehr zu Herzen. Ein wichtiger Partner ist deshalb die Wübbe-Stiftung, die Schulleitungen aller Perspektivschulen auf den Weg der kommenden fünf Jahren begleiten wird und auch selber einen bemerkenswerten Betrag von ungefähr einer Million Euro in die Hand nehmen wird. Daneben wird das IQSH umfangreiche Fortbildungsangebote für Lehrkräfte an den Perspektivschulen anbieten und die Schulen bei der Entwicklung von Konzepten und Maßnahmen unterstützen. Auch Vernetzungsarbeit in den Quartieren und Stadtteilen wird ein wichtiges Element des Programms sein. Das heißt, es profitieren nicht nur die Perspektivschulen selbst von dem Programm, sondern auch das Umfeld der Schulen. Das ist ein sehr wichtiger Ansatz, denn echte Chancengerechtigkeit kann nicht nur in den Schulen erreicht werden, es muss im Netzwerk mit vielen Partnern wie Kindergärten, Jugendämter, Schulträger, Jugendeinrichtungen und Nachbarschulen gelegentlich auch der Polizei daran gearbeitet werden.
Wir verteilen das Geld nicht mit der Gießkanne
Aber natürlich geht es auch um Geld. Dabei entscheiden wir uns bewusst gegen die Gießkanne und verteilen das Geld so, dass es dort ankommt, wo es am dringendsten gebraucht wird. Die ersten 20 Schulen werden allein 25,5 Millionen Euro aus dem Programm zur Verfügung gestellt bekommen. Im Durchschnitt also 1,3 Millionen Euro pro Schule. Und die Schulen bekommen große Freiheitsgrade, selber zu entscheiden, wofür dieses Geld verwendet wird. Zusätzliche Lehrkräfte, Sozialpädagogen, Schulpsychologen oder Projekte mit weiteren Bildungspartnern wie Sozialverbände, Sportvereine oder anderen Bildungseinrichtungen werden so möglich.
Der Sozialindex war der richtige Weg
Am Anfang gab es Kritik an dem Plan, die Auswahl der Schulen über einen Sozialindex auszuwählen. Die Ergebnisse wären erwartbar und eine unnötige Arbeit, die den Beginn des Bildungsbonus ergebnislos nach hinten verschieben würden. Am Anfang war ich auch etwas skeptisch. Ich glaube aber mittlerweile, dass dieser Weg genau der richtige war. Wir haben wissenschaftlich fundiert die Schulen mit der größten Belastung identifiziert. Und das auch mit der einen oder anderen Überraschung. Ich glaube nicht, dass jeder erwartet hätte, dass auch Schulen in Rendsburg, Husum oder Geesthacht von Beginn an von diesem Programm profitieren würden.
Kiel ist Hauptstadt der Kinderarmut
Und gerade in Kiel haben wir einen besonders traurigen Befund, der gerade auch die Kommunalpolitik in Kiel stärker beschäftigen sollte. 9 von 20 Perspektivschulen befinden sich in der Landeshauptstadt Kiel. Alle Schulen sind in den Stadtteilen Gaarden und Mettenhof. Kein Schulname hat mich, als ich die Liste der Perspektivschulen das erste Mal gesehen habe, überrascht. Allerdings hat mich überrascht, dass wir in Kiel eine Problemlage haben, die mit keiner anderen Stadt in Schleswig-Holstein vergleichbar ist. Gestern hat zum 8. Mal die Kieler Kinderarmutskonferenz getagt. Kiel gehört zu den 11 Städten und Regionen in Deutschland mit der höchsten Kinderarmut. In den Brennpunkten sind 60 Prozent der Kinder auf Hartz IV und Sozialgeld angewiesen. Man kann sagen: Kiel ist auch die Hauptstadt der Kinderarmut zumindest in Schleswig-Holstein. Die Soziale Segregation ist so hoch wie in kaum einer anderen Stadt in der Bundesrepublik. Richtig ist: Die Stadt hat das Thema nicht ignoriert, allerdings hat sich trotz vieler Maßnahmen die Chancengerechtigkeit und die Lage für Kinder nicht verbessert. Ich wünsche mir sehr, dass unser Bildungsbonus auch einen Beitrag dazu leisten wird, Unterstützungsformen neu zu denken und neue Konzepte auf den Weg zu bringen.
Zusammenarbeit ist der Schlüssel
In Kiel, aber auch in allen anderen Städten, die von dem Programm profitieren, wünsche ich mir, dass im Zusammenschluss mit den Schulen, den Schulträgern, den Kommunen und anderen Akteuren mehr passiert. Dieses Programm bietet die Chance die Lebensperspektive von Kindern und Jugendlichen in Problemquartieren signifikant zu verändern. Es ist wahrscheinlich schon lange überfällig. Gut, dass es jetzt losgeht.
Danke, dass Sie mir zugehört haben.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel