Lehrkräftegewinnung | | Nr. 25/22
TOP 27: Startschuss für die Allianz für Lehrkräftebildung
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir wissen alle zusammen, dass die Lehrkräftegewinnung in den kommenden Jahren die größte Herausforderung in der Bildungspolitik ist. Der Verband Bildung und Erziehung hat mit Hilfe von Professor Klemm diese Woche eine neue Studie veröffentlicht: Deutschlandweit fehlen in den kommenden Jahren über 80.000 Lehrkräfte. Nach den Zahlen der KMK sind es nur 13.000 Lehrkräfte. Aber unabhängig von dieser Diskussion ist heute auch schon klar, dass auch weitere Einflussfaktoren dazu führen werden, dass wir mehr Lehrkräfte brauchen werden. Dazu gehören die steigende Geburtenrate, die Zuwanderung aber auch politische Entscheidungen für mehr Bildung und damit auch für mehr Lehrkräfte.
In dieser Legislaturperiode haben wir zahlreiche Maßnahmen für die Lehrkräftegewinnung auf den Weg gebracht: Wir haben A13 für die Grundschule auf den Weg gebracht und damit das Grundschullehramt attraktiver gemacht. Wir haben uns um das Thema Gesundheitsmanagement gekümmert, um sicherzustellen, dass die Lehrkräfte, die wir haben, auch in der Schule sind. Wir haben den Vorbereitungsdienst ausgebaut. Noch nie gab es so viele Stellen für den Vorbereitungsdienst wie in dieser Legislaturperiode. Gerade für den ländlichen Raum haben wir eine Zulage für den Vorbereitungsdienst eingeführt. Wir haben die Anerkennung von ausländischen Lehramtsqualifikationen verbessert. Wir haben eine Hotline eingerichtet, die Lehramtsinteressierte unkompliziert informiert und hilft, Lehrer oder Lehrerin zu werden. Wir haben Modelle für erste Berufserfahrungen mit dem Lehrerberuf ausgebaut etwa durch das freiwillige pädagogische Jahr, Teach first an Berufsschulen oder Hospitationsmöglichkeiten. Und wir haben die Studienkapazitäten weiter ausgebaut.
Klar ist aber auch, allein diese Maßnahmen werden nicht ausreichen. Das wissen wir auch wegen des Lehrkräftebedarfsprognosetools, das wir mit wissenschaftlicher Unterstützung in dieser Legislaturperiode geschaffen haben. Das ist ein Quantensprung für die Planung der Lehrkräftegewinnung, weil wir erstmal einen fundierten Überblick über Bedarfe bekommen. Eigentlich ist es ein Skandal, dass wir das erst in dieser Legislaturperiode geschaffen haben. Auf dieser Grundlage wissen wir besser, was zu tun ist. Vereinfacht ist der Befund: Wir bilden an unseren Hochschulen zu viele Gymnasiallehrer aus und deutlich zu wenig Grund- und Gemeinschaftsschullehrer. Und wir haben erhebliche zusätzliche Bedarfe an den berufsbildenden Schulen.
Also: Unsere Ausbildungskapazitäten an den Hochschulen passen nicht mit unseren Bedarfen zusammen. Und hier wird offensichtlich, dass unsere heutigen Instrumente für eine Abstimmung zwischen dem Land und den Hochschulen nicht funktionieren. Und dieses Problem ist nicht einfach zu lösen, weil das hoch politisch ist. Hier geht es um vorhandene Strukturen, die sich verändern müssen und natürlich auch um die Ausbildungsstandorte. Dieses Thema packen wir jetzt umfassend an.
In Richtung SPD sage ich: Verlieren Sie sich nicht in Verfahrensfragen. Ja, der Fraktionsantrag zum Hochschulgesetz kam kurzfristig, aber das ist kein ungewöhnlicher Vorgang. Ich habe mir berichten lassen, dass die Küstenkoalition in der letzten Legislaturperiode am gleichen Tag vor Ausschüssen mit Tischvorlagen Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht hat. Deshalb ist Ihre Aufregung unbegründet, zumal es hier ja nicht um Maßnahmen, sondern erst einmal nur um eine Arbeitsstruktur geht. Ich kann Sie nur aufrufen: Machen Sie bei der Diskussion der Inhalte mit und verlieren Sie sich nicht in Verfahrensfragen. Dafür ist das Thema zu wichtig.
Denn Lehrkräftegewinnung wird uns in den nächsten Jahrzehnten beschäftigen. Und deshalb gründen wir eine Allianz für die Lehrerbildung. Und deshalb hat das Bildungsministerium zusammen mit den Hochschulen erste Abstimmungen für eine solche Allianz auf den Weg gebracht. Und deshalb schaffen wir mit einem Vorstand, einem Kuratorium und einem wissenschaftlichen Beirat eine Struktur, die alle Ansprechpartner einbindet. Das bringen wir jetzt mit dem Hochschulgesetz auf den Weg. Entscheidend wird aber sein, wie diese Allianz in den kommenden Jahren mit Leben gefüllt wird. Allen sollte klar sein, dass das mit schwierigen Entscheidungen verbunden sein wird und wahrscheinlich auch mit zusätzlichen Haushaltsmitteln. Das wird die entscheidende politische Debatte sein, wie wir die Lehrkräftebildung in Schleswig-Holstein für die Zukunft gestalten. Heute ist der Startschuss für die Allianz für Lehrkräftebildung. Das ist ein wichtiger Schritt, damit es auch in Zukunft genug gut ausgebildete Lehrkräfte für unsere Schülerinnen und Schüler gibt.
Danke, dass Sie mir zugehört haben.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel