Bundesjugendspiele | | Nr. 228/24
TOP 26: Keine Aufweichung des Leistungsgedankens
Es gilt das gesprochene Wort!
Es gibt Themen, die erregen und erhitzen die Gemüter. Jeder kann mitreden, jeder hat eine Meinung und man kann sich so richtig schön aufregen. Die Bundesjugendspiele zum Beispiel. Die einen lieben sie, die anderen lehnen sie strikt ab, denn jeder von uns hat seine Erfahrungen in Kindheitstagen gemacht. Mit solch einem Thema lässt sich doch herrlich Politik machen!
Wichtig ist aber, dass man nicht nur markige Phrasen drischt, sondern wenn ein Sachverhalt komplex ist, ihn auch in Gänze betrachtet. Und das möchte ich nun mit Ihnen anhand der Bundesjugendspiele tun.
Seit 2001 konnten Grundschulen selbst entscheiden, in welcher Form sie ihre Bundesjugendspiele veranstalten. Je nachdem, was besser zu den Bedarfen der Kinder und der sportlichen Infrastruktur passte, stand Wettkampf oder Wettbewerb im Vordergrund.
Nun hat aber nach über 20 Jahren das Kuratorium die Ausgestaltung der Spiele verändert. Gemäß der Reform müssen Grundschulen seit diesem Schuljahr Leichtathletik und Schwimmen in Klasse 3 und 4 ausschließlich in Wettbewerbsform ausrichten. Also nicht mehr Wettkampf, sondern Wettbewerb. Die Schülerinnen und Schüler treten nur noch innerhalb einer Klasse oder Jahrgangsform gegeneinander an, erhalten so ihre Punkte und entsprechend ihre Urkunden. Von festgelegten Leistungsdaten, die bundesweit einheitlich sind, hat man sich also verabschiedet.
In meinen Augen eine sportliche Fehlentscheidung. Eine Aufweichung des Leistungsgedankens ist der falsche Weg!
Wer genau hat aber diese Entscheidung nun getroffen? Im Kuratorium für die Spiele sitzen Vertreter der Kultusministerkonferenz, des Deutschen Olympischen Sportbundes und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
An der KMK hat es auf jeden Fall nicht gelegen. Ihre Sportkommission hat sich massiv und nach Leibes Kräften für die Wiederzulassung des Wettkampfmodels eingesetzt. Ihre Forderung, werte FDP, ist also längst in die Tat umgesetzt. Das Problem liegt auf Seiten des DOSBs und bei der Mehrheit der Sportverbände. Sie erhoffen sich durch die Reform ein „kind- und entwicklungsgemäßeres Angebot“. In ihren Augen bringen viele Kinder nicht mehr die Voraussetzungen für einen Wettkampf mit – zu wenig Bewegung, falsche Ernährung, übermäßiger Medienkonsum. Stimmt, das trifft auf einige zu. Aber auf viele auch nicht!
Und deshalb kann doch nur das Optionsmodell – das Modell, das sich seit 20 Jahren mehr als bewährt hat – die Lösung sein!
So viel Wettkampf wie möglich, so viel Wettbewerb wie nötig. Sollen doch die Schulen entscheiden, wie es für ihre Schülerschaft am besten passt. Zumindest in diesem Fall gilt: Früher war alles besser!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich wünsche mir, dass sich möglichst viele Schulen für den Wettkampf entscheiden. Denn Leistung spielt im Leben eine entscheidende Rolle. Der Wettkampf kann eine wichtige Motivationsquelle sein und zu Höchstleistungen anspornen. Viele Kinder strengen sich besonders an, um beim Sportfest Bestleistungen zu zeigen, und haben viel Freude daran. Spaß und Wettkampf müssen kein Gegensatz sein.
Natürlich wird aber auch mancher mit seiner Leistung nicht zufrieden sein, das ist ganz klar. Verlieren ist keine Schande, wenn man vorher sein Bestes gegeben hat. Man darf Kinder nicht vor allen Enttäuschungen schützen – nein, sie gehören zur Persönlichkeitsentwicklung dazu. Es ist dann Aufgabe der Lehrkräfte und Eltern, enttäuschten Kindern genau dies zu vermitteln, für sie da zu sein und so ihre Resilienz zu stärken.
Hoffentlich setzt sich der Trend des DOSBs nicht weiter fort. Wir lehnen den Antrag der FDP ab.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel