Geothermie | | Nr. 356/22
TOP 24: Geothermie ist ein wesentliches Element für die Energieunabhänigkeit
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,
Geothermie nutzt Wärme aus der Erde. Warum brauchen wir das?
Aber der Reihe nach: Wir wollen in Schleswig-Holstein das erste klimaneutrale Industrieland werden. Schon jetzt produzieren wir in Schleswig-Holstein mehr erneuerbaren Strom, als wir verbrauchen. Das ist ein großartiger Erfolg, denn Schleswig-Holstein war und ist auch ein Stromexportland. Und das ist es. Das Vorhandensein großer Mengen erneuerbarer Energie sorgt dafür, dass sich die Industrie mehr denn je für Schleswig-Holstein interessiert.
Schauen wir uns den gesamten Energieverbrauch einmal an, so stellen wir allerdings fest, dass nur etwa 22 Prozent des Energieverbrauches im Stromsektor liegt. Etwa 28 Prozent des gesamten Energieverbrauches benötigt der Verkehrssektor und etwa 50 Prozent der Wärmesektor. Und diese beiden, der Verkehrs- und der Wärmesektor sind derzeit abhängig von Öl und Gas. Und genau hier liegt unsere Achillesferse. Die Auswirkungen des abscheulichen Angriffskrieges auf die Ukraine machen deutlich, wie abhängig wir von Öl und Gas sind.
Und das meine Damen und Herren, wollen und werden wir ändern. Dazu haben wir uns schon in der letzten Legislatur auf den Weg gemacht. Wir treiben die Sektorenkopplung, also den Einsatz von erneuerbarem Strom auch im Verkehrs- und Wärmebereich und damit auch in der Industrie voran. Das verbindende Element wird dabei grüner Wasserstoff sein, in Schleswig-Holstein in enormen Mengen aus erneuerbarem Strom produziert, wenn nötig in Kavernen zwischengespeichert. Dies wird ein absoluter Gamechanger für uns - hin zum klimaneutralen Energieland sein.
Die größte Herausforderung und Aufgabe wird es aber sein, den Wärmesektor, den Wärmebereich klimaneutral zu machen. Und gerade hier kann die Nutzung von Geothermie einen wesentlichen Beitrag leisten. Geothermie bezeichnet die in der Erdkruste gespeicherte Wärmeenergie und die ingenieurstechnische Nutzung. Wir kennen die Nutzung von oberflächennaher Geothermie meist im Bereich von etwa 50 Meter bis 400 Meter durch den Einsatz von Wärmepumpen zur Bereitstellung von Wärme für Gebäude, meist Einfamilienhäuser. Das wird in Schleswig-Holstein immer häufiger eingesetzt. In 2021 waren es bereits über 6.000 Erdwärmebohrungen in diesem Bereich.
Mit der Tiefengeothermie, mit Bohrungen von etwa 400 bis 5.000 Metern erschließt man Wärmereservoire ganz anderer Dimensionen. Mit Erdwärme aus Tiefengeothermie könnten, dort wo die Geologie es zulässt, dann beispielsweise Wärmenetze von Stadtteilen oder auch ganzen Gemeinden gespeist werden.
Das vorhandene Wärmepotential und die dort vorhandene Temperaturen, die auf den einschlägigen Plattformen bei 400 Metern Tiefe mit etwa 20° Celsius und bei 5000 Metern mit etwa 150° Celsius angegeben werden, machen deutlich, wieviel Wärme in der Erde gespeichert ist. Laut geologischem Dienst, weisen etwa 40 Prozent der Landesfläche Schleswig-Holsteins eine nutzbare Geologie auf.
Das führt uns zu diesem Antrag – Potentiale der Geothermie in Schleswig-Holstein zu nutzen! Dabei legen wir großen Wert auf die Natur- und Umweltverträglichkeit und einen engen Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft. Das Ausfall- oder Fündigkeitsrisiko ist bei der Tiefengeothermie ein wesentliches Thema, weshalb wir die Landesregierung bitten, Instrumente zu entwickeln, dieses Risiko zu minimieren. Weiterhin bitten wir die Landesregierung, bürokratiearme Genehmigungsverfahren für die Nutzung von Geothermie zu schaffen.
Meine Damen und Herren, um energieunabhängiger zu werden, haben wir viel vor in Schleswig-Holstein. Unsere Wärmeversorgung ist dabei ein wesentliches Element. Geothermie nutzt die Wärme aus der Erde – dieses Potential wollen wir - wo möglich nutzen!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, ich bitte um Zustimmung für unseren Antrag – herzlichen Dank!
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel