Gesundheitsberufe | | Nr. 020/18
(TOP 23) Schulgelder müssen der Vergangenheit angehören
Es gilt das gesprochene Wort
Sperrfrist Redebeginn
Gerechter Lohn für gute Arbeit. Das ist ein Ziel, das hier wohl alle Parteien schon lange verfolgen.
Allerdings verfolgen wir dieses mit zahlreichen und sehr unterschiedlichen Maßnahmen und Bemühungen und vor allem mit unterschiedlichen Erfolgen. Der vorliegende Antrag macht eines deutlich. In der Ausbildung bei einer Vielzahl der Gesundheitsfachberufe besteht noch erheblicher Nachbesserungsbedarf. Hier existieren strukturelle Ungleichheiten, die wir auflösen müssen.
Meiner Meinung nach ist ein Punkt zentral. Es ist nur schwer zu vertreten, dass so gut wie in allen Ausbildungsberufen im Handwerk eine Ausbildungsvergütung gezahlt wird – in den Ausbildungsberufen im Gesundheitsbereich jedoch nicht!
Je nach Branche fällt die Vergütung zwar in einer sehr unterschiedlichen Höhe aus, doch so etwas wie ein Schulgeld muss keiner zahlen. Mehr noch, es wird sogar über eine kostenlose Meisterprüfung diskutiert. Eine ganz andere Situation stellt sich uns in den Gesundheitsfachberufen dar. Dort muss der Auszubildende noch Geld mitbringen, um die Ausbildung zu finanzieren. Das monatliche Schulgeld beträgt durchschnittlich 460,- Euro für einen Fachschulbesuch. Für die gesamte Ausbildung bedeutet das etwa 17.000 Euro.
Ich finde, da sollten wir uns schon die Frage durchaus selbst stellen - Würden wir unseren Kindern einen Beruf nahelegen, der eine Verschuldung in dieser Höhe riskiert?
Häufig müssen dann Eltern für den Schulbesuch ihrer Kinder ein Darlehen oder einen Kredit zur Finanzierung aufnehmen. Das ist eigentlich kaum vorstellbar und doch ist das die traurige Realität.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, als frauenpolitische Sprecherin muss ich noch auf einen weiteren Aspekt hinweisen.
Ausbildungsberufe, in denen Schulgeld gezahlt werden muss, betrifft Berufe, die größtenteils von Frauen ausgeübt werden. Meiner Meinung nach haben wir auch deshalb die gesellschaftliche Pflicht, diese Ungleichheit abzubauen und schnellstmöglich zu beenden. Und Jamaika hat hier auch schon einen Aufschlag gemacht.
Wir werden die Anzahl der geförderten Ausbildungsplätze in der Altenpflegeausbildung erhöhen und wir wollen das Schulgeld ebenfalls deutlich aufstocken – über den im HH Entwurf geplanten Betrag hinaus. Dieser Schritt kann aber nur ein Anfang sein und darf uns nicht zufrieden stellen, denn bei anderen Gesundheitsfachberufen ist das noch eine Zukunftsvision.
An Zukunftsvisionen für Deutschland wurde in den vergangenen Wochen auch in Berlin gefeilt. Nun gibt es hier ein Zeichen, das Hoffnung macht! In der finalen Fassung des Sondierungspapiers von CDU, CSU und SPD steht unter anderem folgendes:
Ich zitiere:
„Strukturelle Ungleichheiten von Frauen am Arbeitsmarkt die zur Entgeltlücke wesentlich beitragen, wollen wir gezielt abbauen. Dazu werden wir unter anderem finanzielle Ausbildungshürden bei Sozial- und Pflegeberufen abbauen und streben eine Ausbildungsvergütung an.“
Ein paar Seiten weiter wird es richtig konkret, dort steht:
„Wir wollen das Schulgeld für die Ausbildung in den Heilberufen abschaffen, so wie es bei den Pflegeberufen bereits beschlossen wurde.“
Liebe Kolleginnen und Kollegen der SPD – da schaue ich mal bewusst zu Ihnen. Das allein sollte doch schon für Sie und Ihre Genossinnen und Genossen ein Grund sein, den anstehenden Koalitionsverhandlungen mit ganzem Herzen zuzustimmen, oder?
Wir als CDU sind mit dieser Forderung in den Bundestagswahlkampf gegangen und ich muss sagen, es freut mich, dass auch die SPD diese Forderung teilt!
Wir als Jamaika-Koalition sind uns jedenfalls einig, dass wir losgelöst der laufenden Verhandlungen in Berlin, Wege prüfen wollen, wie wir die Ausbildungssituation in den Gesundheitsfachberufen verbessern können und wie eine Kostenfreiheit der Ausbildung realisiert werden kann.
Denn eines steht fest: In Zeiten einer immer älter werdenden Bevölkerung, die mehr Unterstützung und verschiedene Therapien der Gesundheitsberufe benötigt, diese Berufe müssen wir stärken, anstatt ihre Attraktivität weiterhin zu schwächen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Bedarf nach therapeutischen Behandlungen und eben diesen Fachleuten steigt seit vielen Jahren kontinuierlich. Der kritische Punkt ist aber, dass sich weit weniger Menschen für diesen Beruf entscheiden. Es gibt schlichtweg zu wenig Bewerberinnen und Bewerber für diesen Beruf. Die Situation ist schon paradox. Schulgelder müssen der Vergangenheit angehören.
Herzlichen Dank!
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel