Tierseuchengeschehen | | Nr. 273/24
TOP 23: Aufklären und Impfen!
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Landtagspräsidentin,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
die Corona Pandemie hat uns allen in den letzten Jahren gezeigt, wie stark ein Seuchenzug Einfluss auf alles haben kann. Und nicht nur Menschen können von Seuchen betroffen sein, auch Tiere, Nutztiere wie Wildtiere können genauso von unterschiedlichsten Tierkrankheiten und Seuchen befallen werden.
Der Blick in die Geschichte zeigt uns ganz deutlich wie stark die Ausbreitung einer Tierseuche in das Leben der Menschen eingreifen kann. Nicht nur die betroffenen Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, nicht nur die betroffenen Tiere, sondern wir alle.
Und hier haben wir immer wieder den schwierigen Spagat zwischen Hysterie und Sorglosigkeit oder gar Ignoranz erlebt. Aus diesem Grund müssen wir in der heutigen Diskussion deutlich sein.
Wir müssen die aktuellen Seuchengeschehen, insbesondere bei der Geflügelpest, der Afrikanischen Schweinepest und der Blauzungenkrankheit genau im Auge behalten. Für den Fall der Fälle müssen wir vorbereitet sein, über Risiken aufklären und auf die Regeln der Biosicherheit immer wieder hinweisen, ohne damit Ängste zu schüren
Um einen wesentlichen Punkt ganz klar vorwegzunehmen, bei allen hier angesprochenen Tierseuchen handelt es sich nicht um sogenannte Zoonosen, also Krankheiten, die auf den Menschen übertragen werden können. Für den Menschen besteht keine Gefahr, weder bei Kontakt noch bei Konsum von Produkten.
Große Sorgen macht uns natürlich die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest. Der Ausbruch und die Ausbreitung in Hessen zeigt uns, dass die Seuche nicht nur wandert, sondern einen Sprung gemacht hat und legt die Vermutung nahe, dass der Eintrag über eine Punktquelle, zum Beispiel ein weggeworfenes kontaminiertes Wurstbrot stattgefunden hat. Und dies kann jederzeit auch hier passieren. Daher ist der Weg, den unser Ministerium seit geraumer Zeit geht, über Aufklärung zu Biosicherheitsmaßnahmen auf den Betrieben, aber auch an Autobahnraststätten, genau richtig.
Überdies ist Schleswig-Holstein auf den, hoffentlich nicht stattfindenden, Seuchenfall vorbereitet, theoretisch mit Maßnahmenplänen, und auch ganz praktisch mit Übungen und Material, wie Zäunen, um schnell reagieren zu können.
Einen Schritt weiter sind wir leider bei der Blauzungenkrankheit. Wir haben aktuell im Westen Deutschlands und damit auch hier in Schleswig-Holstein ein dynamisches Seuchengeschehen bei der Blauzungenkrankheit, genauer beim Serotyp 3.
Das ist verheerend für die betroffenen schaf-, ziegen- und rinderhaltenden Betriebe, finanziell, betrieblich und auch emotional. Haben wir in der Rinderhaltung Symptome verbunden mit einem Leistungsabfall und Einfluss auf die Fruchtbarkeit, erleben wir im Bereich der Schaf- und Ziegenhaltung dramatische Verläufe mit vielen erkrankten und toten Tieren. Die großräumigen und noch nie dagewesenen Deichsperrungen an der Westküste zur Schonung der erkrankten Tiere zeigt deutlich, wie ernst die Lage ist. Das ist schrecklich, schrecklich vor dem Hintergrund des Tierschutzes und schrecklich für die betroffenen Betriebe. Nicht wenige der Schafhalter, insbesondere an der Westküste wissen nicht, ob sie den Betrieb weiterführen können.
Und wir wissen aus der Erfahrung: Wenn die Tiere vom Hof gegangen sind, kommen Sie nicht wieder. Das kann nicht unser Wille sein. Insbesondere die Schafhaltung gehört zu Schleswig-Holstein. Sie ist ein wichtiger Identitätsfaktor für die Westküste und leistet einen wichtigen Beitrag für die Deichsicherheit und die Biodiversität.
Schleswig-Holstein hat bereits Ende Juni, viel eher als andere Bundesländer durch eine klare Impfempfehlung, sowie einen Zuschuss zur Impfung aus Landesmitteln, gehandelt und wir können nur an alle Tierhalter appellieren, davon auch Gebrauch zu machen.
Das die schweren Verläufe und die Tierverluste ungeimpfte Bestände trifft, (wir hören von 30 bis 40 Prozent Verlusten) zeigt eindeutig, dass die Impfung wirkt. Durch die sinkenden Temperaturen können wir optimistischen sein, dass die Übertragung durch Gnitzen bald abnehmen wird. Und trotzdem müssen wir den Blick auch jetzt schon auf das nächste Frühjahr und auf einen möglichen weiteren Seuchenzug lenken. Daher ist gerade die infektionsarme Winterzeit für die Impfung zu nutzen. Wir müssen alle notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen.
Ich möchte mich bei Minister Schwarz für das frühzeitige und umsichtige Handeln und den heutigen Bericht bedanken. Es ist richtig, dass wir in diesem hohen Haus über dieses wichtige Thema sprechen und klar machen, dass Aufklärung, Impfung und Biosicherheit die entscheidenden Schlüssel sind. Das wir Sensibilität und Verständnis bei den Betrieben und der Bevölkerung schaffen. Und das uns diese sehr dynamischen Entwicklungen mit Sorgen erfüllen und wir mit aller Kraft an der Seite der betroffenen Betriebe stehen.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel