Schulleitung sträken | | Nr. 445/19
TOP 22: Schulleitung durch Qualifikation, Austausch und Zeit
Es gilt das gesprochene Wort.
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Lehrkräftegewinnungsstrategie - Altersstruktur
Der Bericht zur Unterrichtsversorgung zeigt anschaulich, dass wir große Fortschritte in unserer Bildungspolitik erreichen konnten. Wir haben die Lehrerversorgung signifikant gesteigert und gleichzeitig Lehrkräftegewinnung neu strukturiert, um auf den zu erwartenden Lehrermangel zu reagieren. Wir haben in Schleswig-Holstein eine gesunde Altersstruktur der Lehrkräfte im Landesdienst. Wir wissen aber, dass das gerade für die ostdeutschen Bundesländer nicht der Fall ist. Deshalb müssen wir uns auf den Wettbewerb um Lehrkräfte vorbereiten und das zielgenau.
A13 für Grundschullehrer und neue Studienplätze
Wir kümmern uns um die aktiven Lehrkräfte durch Verbesserungen in der Vergütung. Als erstes westdeutsche Flächenland setzen wir A13 für Grundschullehrkräfte um. Aber Vergütung ist nicht alles. Wir stärken auch die Ausbildung von angehenden Lehrkräften. In den letzten fünf Jahren sind die Studienanfänger für lehramtsbezogene Studiengänge insgesamt von mehr als 1500 in 2014 auf über 2500 in 2018 gesteigert worden. Und wir haben noch nie in der Geschichte dieses Landes so viele Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst gehabt. Dieses Jahr haben wir noch einmal 90 neue Stellen geschaffen.
Fachlichkeit von Lehrkräften
Klar ist aber auch wir müssen neben der Anzahl von Lehrkräften auch viel stärker auf die Fachlichkeit schauen. Da fehlte uns bis jetzt eine Bedarfsanalyse, die wir nun auf den Weg gebracht haben. Und ein Faktor ist auch, dass die Ausbildungsdauer einer Lehrkraft 7 Jahre dauert. Dies macht deutlich, dass Maßnahmen nicht sofort greifen können. Es ist ein Prozess, der Zeit braucht. Gerade deshalb haben wir auch den Quer-, Seiten- und Direkteinstieg neu sortiert. Ich verstehe, dass es die Sorge um Qualifikation und Qualität gibt. Beides müssen wir gewährleisten. Allerdings sei auch gesagt, dass es für ein Kollegium auch eine Bereicherung sein kann einen kleinen Anteil an Lehrkräften zu haben, die schon einmal in anderen Umfeldern gearbeitet haben.
Aber ich will auch auf drei statistische Daten in dem Bericht kurz eingehen, weil ich glaube, dass es sich lohnt diese Zahlen einmal genauer anzuschauen.
Unterrichtsstunden je Schüler
Zum einen die Unterrichtsstunden je Schüler. Hier müssen wir uns in den Klassen 1 bis 10 nicht verstecken. An der Grundschule erreichen wir 1,47 Stunden je Schüler pro Woche, der Bundesschnitt liegt bei 1,48 und das Gleiche gilt ungefähr auch für das Gymnasium und die Gemeinschaftsschule. Allerdings haben wir Nachholbedarf in den Oberstufen. Hier erreichen wir an den Gymnasien 1,61 Stunden und an den Gemeinschaftsschulen 1,67 Stunden, der Bundesschnitt liegt bei 1,80 bzw. 1,83. Hier haben wir wirklich Nachholbedarf, den wir auch noch nicht mit der angestrebten Oberstufenreform erreichen werden.
Klassenfrequenz
Bei der Klassenfrequenz sind wir in der Grundschule mit 21,4 Schülern je Klasse in der Nähe des Bundeschnitts von 20,9 Schülern. Allerdings schneiden wir gerade bei den weiterführenden Schulen mit 24,9 am Gymnasium zu einem Bundesschnitt mit 25,6 Schülern und noch mehr an den Gemeinschaftsschulen mit 22,3 Schülern zu 24,2 im Bundesschnitt sehr gut ab.
Unterrichtsversorgung
Und dann gibt es natürlich noch die Unterrichtsversorgung. Im Bericht ist zu lesen, dass wir an den allgemeinbildenden Schulen endlich die 100 Prozent Unterrichtsversorgung erreicht haben. Und wir wissen, dass die neuen Daten sogar eine Versorgung über 100 Prozent erreichen werden. Das ist ein riesengroßer Schritt um sicherzustellen, dass am Ende auch die Kontingentstundentafel erreicht werden kann. Klar ist aber auch 100 Prozent reichen nicht aus. Lehrer werden krank, begleiten Klassenfahrten oder machen Fortbildungen, Lehrer gehen in Elternzeit – wir brauchen mehr als die 100 Prozent. Allerdings war es lange in diesem Land der Zustand, dass wir nicht ausreichend Planstellen zur Verfügung gestellt haben. Es geht in die richtige Richtung. Bei den berufsbildenden Schulen ist mit einer Versorgung von 94 Prozent noch eine Lücke zu den allgemeinbildenden Schulen, allerdings kann man auch dank Jamaika von einer Kehrtwende sprechen.
Zeit für Führung und Qualifikation sowie Austausch
Und dann muss es uns auch um andere Felder der Qualitätsentwicklung von Schule gehen. Dazu haben wir einen fraktionsübergreifenden Antrag zum Thema Schulleitung und Führung in Schule eingebracht. Ich freue mich, dass wir hier an einem Strang ziehen. Wir haben dazu Maßnahmen im Koalitionsvertrag festgelegt. Die Ausschussreise nach Kanada zeigte, dass wir hier den richtigen Riecher hatten. Denn Leitung von Schule ist ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor für positive Schulentwicklung. Da geht es darum, ob es genug Zeit für Führung gibt, ausreichend Qualifikation besteht – auch im Sinne von lebenslangen Lernen und ob Schulleitungen sich auch untereinander ausreichend austauschen. Wir freuen uns auf die kommende Debatte auch hier im Plenum um die notwendigen Handlungsfelder.
Danke, dass Sie mir zugehört haben.
Sie haben Fragen zu diesem Artikel? Sprechen Sie uns an:
Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel