Geburtshilfe | | Nr. 69/22
TOP 20: Gesundheit von Mutter und Neugeborenem muss immer im Zentrum stehen
Es gilt das gesprochene Wort!
Anrede
Es ist uns schon klar, dass dieser Antrag der Opposition dazu beitragen soll, die Geburtshilfe in Schleswig-Holstein zu politisieren.
Es ist uns auch klar, dass das Thema Eckernförde – und hier die Schließung der Geburtshilfe, besonders ausgewalzt werden soll.
Dazu komme ich gleich.
Klar ist, dass sich die Ansprüche an die Geburtshilfe in Laufe der Jahre verändert haben.
Klar ist auch, dass sich die Anzahl der Geburtskliniken im Laufe der Jahre verringert hat.
Klar ist aber auch, dass sich die Qualität und die Säuglingssterblichkeit verbessert haben.
Zudem müssen wir feststellen, dass es auch bei vielen schwangeren Frauen Veränderungen bei der Auswahl der Geburtskliniken gibt. Auch hat sich das Durchschnittsalter der Erstgebärenden deutlich erhöht.
1980 lag es bei 25 Jahren und 2020 lag das Alter der Frauen bei 30 Jahren.
Dieser Anstieg ist seit den 1970er Jahren zu erkennen.
Das höhere Alter der Frauen hat auch zur Folge, dass Risikoschwangerschaften zunehmen.
Werdende Eltern wünschen sich für die Geburt maximale Sicherheit – für die Mutter und das neugeborene Baby - und gute Betreuung durch eine Hebamme.
Und hier stellen wir leider fest, dass es Bewegungen in der ärztlichen Versorgung und auch bei den Hebammen gibt, die kaum aufzuhalten sind.
Und es gibt aus unserer Sicht zudem Fehlanreize bei der aktuellen Vergütung der vaginalen Geburt und dem Kaiserschnitt.
Hier besteht ein krasses Missverhältnis, dass möglicherweise die relativ hohe Anzahl der Kaiserschnittentbindungen von durchschnittlich 33% begründet.
Die Gesundheit der Mutter und des Neugeborenen muss immer im Zentrum stehen. Gemeinsam mit der Hebamme verläuft die Geburt in den allermeisten Fällen komplikationslos.
Die Forderungen der Hebammen im offenen Brief an die Landtagsfraktionsvorsitzenden und an den Ministerpräsidenten sind zum Teil nachvollziehbar. Auch sie sagen, dass es Fehlanreize gibt, die beseitigt werden müssen.
Aber Frauen stimmen, so wie wir es jüngst in Ratzeburg und Eckernföde erlebten, mit den Füßen ab. Und Ärztinnen und Ärzte müssen auch eine gute berufliche Perspektive haben.
Das alles und noch mehr, führt dazu, dass kleinere Geburtskliniken in personelle und damit auch in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten können.
Im konkreten Fall der Geburtshilfe der Imland Klinik in Eckernförde ist das auch der Fall. Dort gab und gibt es nicht genügend Personal. Die andauernde und sich stetig verschlechternde Personalausstattung führte dazu, wie in einem Teufelskreis, dass der Standort am Arbeitsmarkt noch unattraktiver wurde.
Auch der Rückgang der Geburten – fast über 70% weniger Geburten im Jahr 2020 als noch im Jahr 2015 – macht deutlich, dass wir einen Strukturwandel erleben.
Gerade deswegen ist die Zusammenlegung mit der Geburtsklinik am Standort Rendsburg die optimale Lösung. Hier soll nämlich das moderne Mutter – Kind – Zentrum gestärkt und ausgebaut werden.
Genauso erfreulich für die medizinische Versorgung der Bevölkerung ist das Bekenntnis zum Krankenhausstandort Eckernförde durch den Träger, dem Kreis RD/ECK.
In einer anderen Konstellation - als Notfallambulanz, als internistisch altersmedizinische Abteilung und einer psychiatrischen Abteilung.
Das ist medizinisch und wirtschaftlich auf Dauer sinnvoll und erhält den Standort Eckernförde und die medizinische Notfallversorgung vor Ort.
Damit ist die medizinische Versorgung durch die Imland-Kliniken im Kreis gut aufgestellt. Wir begrüßen es ausdrücklich, dass das Land diese Entwicklung zusammen mit dem Kreis als Träger mit Landesgeldern von 50 Mio. Euro unterstützt.
Beide Standorte haben so eine sehr gute Zukunftsperspektive.
Herzlichen Dank!
Sie haben Fragen zu diesem Artikel? Sprechen Sie uns an:
Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel