Grenzüberschreitende Berufsausbildung | | Nr. 223/24
TOP 19: Berufsausbildung in der Grenzregion muss gemeinsam gedacht werden
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen,
schon der Philosoph Ludwig Wittgenstein stellte fest:
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“
Deshalb ist es wichtig, wenn wir über die grenzüberschreitende Ausbildung sprechen, darauf hinzuweisen, dass die Grundlagen dafür der Erwerb der Nachbarsprache ist. Sichere Sprachkenntnisse sind entscheidend dafür, dass sich junge Menschen auf beiden Seiten der Grenze für eine grenzüberschreitende Berufsausbildung entscheiden. Ein gemeinsamer Arbeitsmarkt setzt eine gemeinsame Bildungsstrategie voraus und muss zusammen gedacht werden. Für uns ist die Förderung unserer Nachbar-, Regional- und Minderheitensprache Dänisch daher eine Herzenssache.
Als Grenzregion sind wir uns der besonderen Verantwortung für die Stärkung der deutsch-dänischen Beziehungen bewusst. Dies gilt gleichermaßen für den Abbau physischer wie auch sprachlicher Barrieren.
Wir fördern daher aktiv die Vermittlung der dänischen Sprache. Gut 5000 Schülerinnen und Schüler an 62 öffentlichen Schulen des Landes lernen Dänisch.
Heute existieren zudem über 50 erfolgreiche Schulpartnerschaften mit Dänemark. Die interkulturellen Austausche vermitteln gegenseitiges Verständnis.
Auch die Minderheiten sind wichtige Kulturvermittler und Brückenbauer im Grenzland. Es ist daher schade, dass die Bundesregierung und die dänische Regierung bisher die Vertreter der Minderheiten nicht explizit vorgesehen haben für die in ihrer gemeinsamen Erklärung vom 28.05.2024 geplante Arbeitsgruppe zur Erarbeitung eines Aktionsplanes. Unser Minderheitenbeauftragter wird sich gerne bei den zuständigen Stellen in Berlin und Kopenhagen dafür einsetzen, dass dies nachgeholt wird.
Durch die Fehmarnbelt-Querung werden unsere beiden Länder künftig noch enger zusammenrücken. Wir begrüßen daher die Ausweitung des Modellschulprojektes und die weiteren Maßnahmen zur Förderung von Dänisch in der Fehmarnbelt-Region auch im Rahmen des im September 2023 gestarteten Interreg-Projektes „Fehmarnbelt-Bildungsregion“.
Ein wichtiger Schritt für eine grenzüberschreitende Berufsorientierung bildet die mehrsprachige Online-Praktikumsbörse, die wir hier gemeinsam auf den Weg gebracht haben.
Durch Erasmus+ ist zudem eine Förderung von Praktika von Schülern, Auszubildenden und Studierenden in dänischen Betrieben möglich. Die Bundesagentur für Arbeit und die IHK unterstützen die grenzüberschreitende Vermittlung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. In dem Interreg-Programm StarForce wurden bereits erfolgreich Ausbildungsmodelle entwickelt, in denen ein doppelter Berufsabschluss möglich ist. Das 2023 ins Leben gerufene Interreg-Projekt GerDa setzt den Fokus auf Nachhaltigkeit. Sechs berufsbildende Schulen und die Hochschulen im Grenzgebiet arbeiten hier zusammen. Denn auf beiden Seiten der Grenze besteht ein hoher Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften im grünen Sektor.
Das duale Ausbildungsmodell in Deutschland ist ein Erfolgsmodell, das viele Länder übernommen haben. Berufliche und akademische Bildung sind unterschiedliche Wege in den Beruf, aber sie sind gleichwertig! Trotzdem suchen viele Betriebe auf beiden Seiten der Grenze nach qualifizierten Auszubildenden. Es ist daher attraktiv und zukunftsweisend, dass bei uns in der deutsch-dänischen Grenzregion in einigen Berufen bereits ein doppelter Berufsabschluss absolviert werden kann, ebenso wie doppelte Studienabschlüsse. Diese Möglichkeiten gilt es bekannter zu machen und weiter auszubauen. Auch freue ich mich, dass das deutsch-dänische Fachforum Glücksburger Schlossgespräche das Thema Bildung im September behandeln wird.
Ich fasse zusammen: Unser Ziel ist es, die deutsch-dänische Zusammenarbeit strategisch immer weiterzuentwickeln und zu stärken. Wichtige Handlungsfelder des Rahmenplans deutsch-dänischer Zusammenarbeit des Landes wurden bereits umgesetzt. Im Herbst wird zudem die Dänemark-Strategie veröffentlicht, die nach der Verbändeanhörung jetzt in die Ressortabstimmung und im September ins Kabinett geht. Ich begrüße, dass die grenzüberschreitende Bildung und Berufsausbildung Teil der aktuellen Fassung ist, auch wenn die gegenseitige Anerkennung von Berufsabschlüssen eine nationale und keine regionale Aufgabe ist. Wir setzen uns für eine Verstetigung des deutsch-dänischen Dialogs zum Abbau von Grenzhemmnissen ein. Wir möchten Modellregion werden wie der deutsch-französische Grenzraum. Insofern unterstützen wir die Bundes- und Landesregierung bei allen darauf hinarbeitenden Handlungen.
Wir möchten den Antrag in die beiden Ausschüsse Bildung und Europa überweisen, um dort intensiv über diese Themen, aber auch über die gemeinsame Erklärung zwischen Dänemark und Deutschland vom 28.05.2024 und die Dänemark-Strategie zu diskutieren. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel