Drug-Checking | | Nr. 309/23
TOP 17: "Drug-Checking" als Präventionsprojekt modellhaft erproben
Es gilt das gesprochene Wort!
Frau Präsidentin,
meine Damen und Herren,
wenn wir über Drogenkonsum sprechen, dann sprechen wir in erster Linie von der großen Herausforderung der Suchtprävention. Hierbei geht es natürlich auch darum, dass der Bund die Länder bei der Prävention finanziell kraftvoll unterstützen muss. Und dies muss deutlich stärker geschehen, als dies bislang der Fall ist.
Dies sage ich insbesondere mit Blick auf die Cannabislegalisierung, die wir als CDU landauf, landab nach wie vor sehr kritisch sehen und ablehnen. Das möchte ich hier an dieser Stelle auch noch mal ganz deutlich sagen.
Um den Drogenkonsum einzudämmen und schwere Folgen zu verhindern, sind wir aber gleichwohl aufgeschlossen, wenn es um niedrigschwellige Angebote im Bereich der Drogenberatung und der Suchtprävention geht. So ist es auch im Fall des sogenannten „Drug Checking“. Damit haben wir ein niedrigschwelliges Angebot zur Selbsttestung von psychoaktiven Substanzen, die in Tablettenform vorliegen.
Dieses Angebot wollen wir im Party- und Präventionsprojekt ODYSSEE modellhaft erproben.
Neben der Schadensminderung steht besonders die Kontaktaufnahme im Vordergrund. Denn Personen, die verbotene psychoaktive Substanzen in ihrer Freizeit konsumieren, sind in aller Regel schwer erreichbar. Mit dem „Drug Checking“ im Rahmen des ODYSSEE-Projekts wollen wir den Konsumenten den Zugang zu präventiven und beratenden Angeboten ermöglichen.
Denn nach der freiwilligen, anonymen Analyse der Substanzen auf deren Inhaltsstoffe soll es ein Beratungsgespräch geben. Darin werden die Konsumenten auf mögliche Gefahren der getesteten Substanzen hingewiesen, wie etwa Streckmittel, Verunreinigungen, Falschdeklarierungen, hohe Dosierungen und auch den Mischkonsum mit anderen Drogen.
Dies hilft vor allem den Konsumenten, aber auch der Politik bzw. konkret der Landesregierung. Denn durch die Analyse und das Beratungsgespräch werden Erkenntnisse über das Verhalten von Gelegenheitskonsumenten erlangt – sowie über die Entwicklung des illegalen Drogenmarktes.
Dazu gehört auch das Aufkommen neuer psychoaktiver Substanzen.
Andere Länder wie Österreich und die Schweiz haben bereits Langzeiterfahrungen im Drug-Checking. Aus denen ergibt sich, dass ein erheblicher Teil der Konsumenten nach der Testung weniger riskant konsumieren.
Dementsprechend ist das Instrument der Selbsttestung ein geeignetes Mittel, um Überdosierungen und ungewollte Intoxikationen konkret zu verringern.
Und wie sieht es mit dem Erfolg aus? Gibt es Verhaltensanpassungen der Nutzer, nachdem sie das Drug-Checking durchgeführt haben?
Ja, in der Tat. Denn satte 65 Prozent sagen, dass sie nach der Testung der Substanzen weniger riskant konsumieren. Rund 45 Prozent geben an, dass sie nach dem Test weniger Substanzmengen zu sich nehmen.
Aber es gilt auch: Wer risikoreich konsumiert, gibt nach der Testung häufiger an, das Konsumverhalten nicht verändern zu wollen.
Dementsprechend ist es besonders wichtig, gerade diese Zielgruppe zu erreichen und sie ebenso konsequent wie ausreichend zu sensibilisieren.
Eine wichtige Konsequenz des Drug-Checking ist aber auch: Immer dann, wenn aufgrund der chemischen Analyse eine Warnung erfolgt, konsumieren 90 Prozent der Personen weniger als geplant oder nichts von der getesteten Substanz. Das sind ermutigende Zahlen.
Und tatsächlich erfolgt eine solche Warnung bei mehr als der Hälfte aller getesteten Substanzproben.
In der Schweiz gibt es das Drug-Checking bereits seit den 90er-Jahren. Und die Langzeiterfahrung des dortigen Bundesgesundheitsamtes fand auch heraus: Die Konsumenten, die ihre Substanzen testen, tauschen sich darüber im Bekanntenkreis aus.
Und jede vierte Person, die wegen gestreckter oder zu hoch dosierter Substanzen gewarnt wurde, gibt diese Warnung an Personen im Umfeld weiter.
Es wird Zeit, dass wir das Modellvorhaben auch bei uns starten und später dann detailliert evaluieren.
Herzlichen Dank
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel