Bildung | | Nr. 209/21
TOP 14 u.a.: Kinder und Jugendliche stärken und fördern
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
morgen ist der letzte Schultag vor den Sommerferien.
Mein Appell an dieser Stelle: Alle sollten diese beginnende Ferienzeit auch zum Lesen nutzen und sich jetzt schon mal die Sommerlektüre aussuchen. Mit unserem Antrag zur Weiterentwicklung der Leseförderung zeigen wir, wie wichtig Spracherwerb und Lesekompetenz sind. Nicht nur die bestehenden Angebote in den Bibliotheken im Land, sondern auch viele ehrenamtliche Initiativen von den Bücherpiraten bis hin zu Lesementoren kümmern sich um Leseförderung. Leider hat die Lesefreude von Schülerinnen und Schülern deutlich abgenommen, darauf weist die jüngste PISA- Sonderstudie der OECD hin. Im Landeshaushalt haben wir zusätzliche 100.000 Euro eingestellt, um das Lesen zu fördern. Denn nur diejenigen, die sinnerfassend lesen können, werden Lesefreude entwickeln und sich so selbständig weiterbilden. Das wollen wir fördern, denn nach wie vor gilt: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Nun geht es mit diesem Tagesordnungspunkt aber nicht nur um die Leseförderung, sondern um eine ganze Reihe weiterer wichtiger aktueller bildungspolitischer Themen.
Hinter allen an Schule Beteiligten liegt ein außergewöhnliches Schuljahr mit erheblichen Herausforderungen und Auswirkungen. Nach über einem Jahr mit Corona dürfen wir nicht nur dankbar für die derzeit niedrigen Inzidenzwerte sein, sondern auch darüber, dass Schule gut funktioniert hat. In diesen Tagen nehmen viele Schülerinnen und Schüler ihre Schulabschlüsse entgegen und dürfen dies wieder gebührend und nahezu unbeschwert unter den geltenden Corona-Regeln feiern. Das ist gut so.
Ich möchte an dieser Stelle allen Beteiligten im schulischen, im außerschulischen aber auch im häuslichen Bildungsbereich ausdrücklich danken. Sie alle haben sich mit viel Kraft und Kreativität in kürzester Zeit immer wieder auf gravierende und immer neue pandemiebedingte Veränderungsprozesse eingelassen. Sie haben nicht nur dazu beigetragen, das Beste aus der jeweiligen Situation der Pandemie zu machen und verantwortungsvoll den Lernfortschritt und Lernerfolge von Schülerinnen und Schülern unterstützt. Sie sind es, die den Schulalltag mit Leben füllen, junge Menschen motivieren, Lernbereitschaft und Lernfreude erzeugen. Sie sind es, die zeigen, dass Bildung höchste Priorität hat!
Wir sehen aber bei allen Bemühungen auch die Defizite und den Aufholbedarf. Das gilt insbesondere für diejenigen, die gerade einen Schulwechsel hatten oder diejenigen, die zuhause wenig Unterstützung und keine guten Lernbedingungen hatten – aus welchen Gründen auch immer.
Unserer Bildungsministerin Karin Prien und ihrem Haus ist es gelungen, auf Bundesebene weitere erhebliche finanzielle Mittel für diesen Aufholprozess nach Corona aus der Bildungs- und Sozialmilliarde des Bundes einzuwerben. Schleswig-Holstein kann in diesem Zuge rund 68,5 Millionen Euro bereitstellen, von denen 50 Millionen Euro aus Bundesmitteln kommen und 18,5 Millionen Euro vom Land. Das ist ein großer Erfolg!
Die finanziellen Mittel sollen im Bereich Bildung und Schule unter anderem für zusätzliche personelle Unterstützung der Schulen durch die Aufstockung des Vertretungsfonds erfolgen, allein hierfür stellen wir zusätzlich zu den Bundesmitteln nur aus Landesmitteln über 16 Millionen Euro zur Verfügung. Das sind Stellen, die direkt in den Schulen ankommen. Sie helfen zum Beispiel bei der Bildung kleinerer Lerngruppen oder bei Deutsch als Zweitsprache. Außerdem sollen die Mittel für das Programm Lernchancen SH, für Lernangebote in den Ferien, für Bildungsgutscheine, für zusätzliche außerschulische Angebote in den MINT-Fächern und der kulturellen Bildung sowie für die Aufstockung des FSJ Schule eingesetzt werden. Darüber hinaus stehen Mittel für die Entwicklung von Formaten zur Frühintervention und Prävention coronabedingter psychischer Erkrankungen bei jungen Menschen zur Verfügung.
Schleswig-Holstein ist das erste Bundesland mit einem eigenen professionellen Rahmenkonzept für das nächste Schuljahr. Die Ministerin hat darüber gerade sehr konkret berichtet. Ich danke für diesen Bericht und danke allen, die daran mitgewirkt haben.
Das nächste Schuljahr soll in Präsenz stattfinden. Das ist eine gute Perspektive und richtig. Mit zunehmender Digitalisierung haben sich aber auch der Schulalltag und das Lernen verändert. Dies erfordert einen längeren Schulentwicklungsprozess mit einem breiten Dialog hin zu einem klugen pädagogisch- didaktischen Umgang mit digitalen Lehr- und Lernmitteln.
Die Pandemie hat zu eigenen Lern- und Lebenserfahrungen geführt, die nicht in den Fachanforderungen stehen. Im Umgang mit Corona wurde das Verantwortungsbewusstsein geschärft, mehr Selbstständigkeit abverlangt aber auch das Demokratieverständnis geschult. Corona hat aber auch gezeigt, wo die weiteren Herausforderungen liegen. Die Digitalisierung im Bildungsbereich gehört dazu. Darüber haben wir gestern im Rahmen der Debatte bereits gesprochen.
Mit der Pandemie ist aber auch noch deutlich geworden: Schule ist nicht nur ein Lernort. Schule ist ein wichtiger vertrauter sozialer Ort und hat für die Begegnung mit Gleichaltrigen trotz digitaler Veränderungen eine unverzichtbare Funktion. Selten zuvor haben Schülerinnen und Schüler nach langer Zeit im Distanzlernen ihre Freunde so vermisst, sich nach Gemeinschaft gesehnt und sich auf die Schule gefreut, wie in diesem Jahr.
Deswegen unterstützen wir in Schleswig-Holstein auch im sozialen Bereich. Dafür ist es gut, dass es im Bund die Sozialmilliarde gibt und dass aus dem Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ konkrete Maßnahmen wie die Unterstützung von Ganztag und außerschulischen Bildungsangeboten mit 3,4 Millionen Euro und Kinder-, Jugend- und Familienbildungsangebote in einer Größenordnung von 2,3 Millionen Euro im Land unterstützt werden können. Außerdem soll ein Programm zur Stärkung des Freiwilligen Sozialen Jahres mit 160 Stellen im Kitabereich dazu beitragen, die belastende Zeit der Pandemie gut aufzuarbeiten. Und wir handeln auch im Bereich der Schulsozialarbeit. Fast 3,5 Millionen Euro setzen wir dafür ein. Auch das ist Personal, das in den Schulen ganz konkret hilft.
Zu guter Letzt: „Lernchancen SH“ ist ein Unterstützungsprogramm, das bereits in den Sommerferien beginnt. Aktuell sind 130 Schulen beteiligt und weitere 40 planen dies noch. Schülerinnen und Schüler sind gefordert, diese Angebote zu nutzen, damit aus Ihnen die so notwendig gebrauchten und gut ausgebildeten Fachkräfte von morgen werden. Die Angebote sind da. Jetzt dürfen sie genutzt werden!
Vielen Dank.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel