Lehrkräftegewinnung | | Nr. 69/23
TOP 14: Beste Arbeitsbedingungen für beste Lehrkräfte
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
„gute Arbeitsbedingungen für gute Lehrkräfte“ lautet der Titel des vorliegenden SPD-Antrags. Ein bisschen unambitioniert, oder, lieber Herr Kollege Habersaat? Als ehemaliger Deutschlehrer kennen Sie ja die Steigerung von gut: gut – besser – am besten. Unser aller Ziel im Bildungsbereich sollte es doch sein, für bestmögliche Arbeitsbedingungen für unsere engagierten Pädagoginnen und Pädagogen zu sorgen. Aber ich will mal nicht so kleinkariert sein: Das Gros der vorgebrachten Vorschläge halten wir für unterstützenswert. Selbstverständlich müssen wir die Frage, wie unsere Lehrkräfte entlastet werden können, zum Thema machen und dort auch anpacken.
Mich überrascht, dass sich in den Vorschlägen der SPD nicht ein einziger Punkt zur Gewinnung neuer Lehrkräfte befindet.
Herr Habersaat, Sie betonen an jeder Stelle, wie viele Lehrkräfte ihrer Einschätzung nach fehlen würden und sprechen vom „Notbetrieb, in dem sich Schulen befänden“, unterbreiten hier in diesem Hause aber keinen einzigen Vorschlag, wie neue gewonnen werden könnten.
Stattdessen liegt der Fokus auf Entlastungen für Lehrerinnen und Lehrer, die bereits im System sind – diese Entlastungen sind wichtig, keine Frage – aber den Punkt der Neugewinnung auszusparen, ist schon fatal und ein grober Fehler. Mir scheint, Sie widmen sich nur den einfachen und angenehmen Fragen, den Rosinen.
Wer aber ernst genommen werden möchte, sollte die gesamte Gemengelage im Blick haben und sich auch an die heißen Eisen trauen. Deshalb, nur Mut SPD!
Dass die Landesregierung und die regierungstragenden Fraktionen sehr wohl das große Ganze im Blick haben, haben wir im letzten Plenum mit dem Antrag „Lehrkräftegewinnung durch umfassende Strategie zukunftsfähig aufstellen“ unter Beweis gestellt.
Wir haben einen Handlungsplan beschlossen, der uns bald, nämlich im 2. Quartal dieses Jahres, vorgestellt wird: Darin werden umfangreiche Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs sowie zur Gewinnung zusätzlicher Lehrkräfte enthalten sein.
Wie kann der Studienerfolg erhöht werden, welche Maßnahmen erleichtern einen Lehramtswechsel, wie können in Schulen bereits tätige Personen Qualifizierungsangebote gemacht werden? usw. wird in diesem Kontext geklärt werden.
Aber nicht nur die Gewinnung neuer Lehrkräfte war ein Schwerpunkt des letzten Plenums, sondern auch die Frage nach Entlastungen. Diese sollen natürlich fester Bestandteil des Handlungsplans werden. Die Herausforderungen und Anforderungen an unsere Pädagoginnen und Pädagogen steigen, die Belastungen nehmen zu, so dass wir alles dafür tun müssen, dass ihr Engagement bleibt und ihre Motivation nicht sinkt.
Dass eine Klassenleiterstunde eine sehr sinnvolle Anregung ist, habe ich bereits gestern im Rahmen der Experimentierklausel ausgeführt.
Die Unterrichtsverpflichtung von Klassenlehrkräfte zu reduzieren, kann ich als Vorschlag nachvollziehen. Dieser würde jedoch einen erheblichen Mehrbedarf an Lehrkräften nach sich ziehen und den Mangel nur noch verschärfen.
Dass Personen, die ohne abgeschlossenes Studium an Schulen aushelfen, Unterstützung benötigen, steht außer Frage. Ein Mentoringsystem sollte deshalb unserer Auffassung nach für neue Vertretungslehrkräfte ausgebaut werden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir haben uns bewusst für eine umfangreiche, fundierte und tragfähige Gesamtstrategie entschieden, damit wir hier nicht jede Klein-Klein-Maßnahme einzeln diskutieren. Dafür sind die Herausforderungen im Bildungsbereich zu umfassend.
Einfache Antworten auf komplexe Fragen sind in der Welt von heute das falsche Vorgehen und wie in dem vorliegenden Antrag ein durchschaubarer Versuch, um sich anzubiedern.
Da kein inhaltlicher Mehrwert im vorliegenden Antrag enthalten ist, werden wir den vorliegenden Antrag ablehnen.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel