Verbraucherbildung | | Nr. 419/23
TOP 14: Bildungsoffensive zur Verbraucherbildung auf andere Themenfelder ausweiten.
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
in Schleswig-Holstein wurde mit dem Schuljahr 2009/2010 aus dem Unterrichtsfach „Haushaltslehre“ das verbindliche Unterrichtsfach „Verbraucherbildung“. In einem Land mit vollen Regalen und einer Verfügbarkeit von Angeboten rund um die Uhr ist es immer schwerer geworden, den Überblick zu behalten, richtige Kaufentscheidungen zu treffen oder einfach mal zu verzichten.
Mündige Verbraucher, die über Alltagskompetenzen verfügen, gut mit ihrem Geld umgehen können, nachhaltige Kauf- und Konsumentscheidungen treffen, sich gesund ernähren, das sind einige Beispiele für die Lernziele in diesem Unterrichtsfach.
Die Fachanforderungen zur Verbraucherbildung beinhalten neben den Themen Ernährung und Gesundheitsförderung bereits die im vorliegenden Antrag benannten Themenfelder für wirtschaftliche, finanzielle und digitale Kompetenzen. Unsere Schulen im Land setzen dies um. Auch die zahlreichen guten Initiativen wie zum Beispiel die ausgezeichneten Verbraucherschulen, die Zukunftsschulen, Die BNE- Initiativen, das EU-Schulobstprogramm, oder das Projekt Schulklassen auf dem Bauernhof belegen, wie sehr sich die Schulen um die Vermittlung dieser Alltagskompetenzen kümmern.
Im November 2022 hat der Landtag aus dem 100-Tage-Programm der Landesregierung mit einer Bildungsoffensive für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherbildung einen weiteren Baustein hin zu einer besseren Alltagskompetenz beschlossen und dabei auch die Einbindung dieser bereits bestehenden Projekte eingefordert.
Der Anlass für diesen Weg war das Ergebnis des Dialogprozesses „Zukunft Landwirtschaft“. In seiner Perspektive 2040 ist es dort unter der Überschrift „ Wertschöpfung und Wertschätzung in der These 5 wie folgt formuliert: (und ich zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin) „Wir wollen zuverlässige, verbindliche, transparente, leicht zugängliche und klar verständliche Informationen zu Lebensmitteln, ihrer Erzeugung und zur Ernährung sowie entsprechende Bildungsangebote ermöglichen, damit Erzeuger und Verbraucher qualifiziert entscheiden können.“
Hier in Schleswig-Holstein werden hochwertige Lebensmittel erzeugt. Die Alltagskompetenz für einen sachgerechten Umgang mit saisonalen und regionalen Lebensmitteln hingegen schwindet. Einen direkten Kontakt zur landwirtschaftlichen Ursprungsproduktion gibt es nur noch selten.
Das Landwirtschaftsministerium hat in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium eine Bildungsoffensive Landwirtschaft, Ernährung, Verbraucherschutz -kurz BiLEV -gestartet und für eine wissenschaftliche Begleitung durch die Europa Universität Flensburg gesorgt. Die Vertreterinnen der EUF sind in diesem Thema seit vielen Jahren bewährt unterwegs. Von dieser Expertise und einem ausgezeichneten Engagement profitiert jetzt die BiLEV. Allen Beteiligten an dieser Stelle ein ausdrücklicher Dank!
Nicht nur der vorgelegte schriftliche Bericht zur BiLEV, die Rede des Landwirtschaftsministers dazu im Oktober-Plenum und die anschließende Ausschussberatung haben uns vor Augen geführt, alles ist auf einem guten Weg. Für die BiLEV hat sich bereits ein breites Unterstützernetzwerk entwickelt. Wir werden darauf achten, dass es zu einer gleichmäßigen Verteilung im ganzen Land kommt.
Bereits auf der Norla im September wurden die ersten Entwicklungsschritte im Rahmen einer Lehrerveranstaltung vorgestellt. Im Oktober gab es für uns als Abgeordnete im Landwirtschaftsministerium einen aktuellen Sachstand. Bezeichnend, dass ausgerechnet die SPD-Fraktion, die uns heute diesen Antrag vorgelegt hat, an diesem Abend nicht vertreten war.
Schade eigentlich, denn hier wurde aus erster Hand über das berichtet, was die Bildungsoffensive ausmacht: ein Netzwerk mit inzwischen über 100 Betrieben, die sich in Zertifizierungsworkshops als außerschulische Lernorte qualifiziert haben. Sie werden Berührungspunkte zur Lebensmittelerzeugung herstellen. Ein gegenseitiges Kennenlernen und das Verständnis füreinander werden dazu beitragen, die bestehenden Vorurteile im Bereich Landwirtschaft und Ernährung abzubauen.
Damit ist es aus unserer Sicht zu diesem Zeitpunkt nicht erforderlich weitere verbraucherschutzbezogene Schwerpunkte in diese Bildungsoffensive aufzunehmen. Wir sollten der BiLEV jetzt vielmehr die Gelegenheit geben, sich voll zu entfalten.
Den vorliegenden Antrag lehnen wir daher ab.
Vielen Dank.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel