Vertretungslehrkräfte | | Nr. 236/24
TOP 13: Qualität und Qualifizierung an multiprofessionellen Schulen stärken
Es gilt das gesprochene Wort!
Vertretungslehrkräfte – sie springen ein, wenn Not am Mann oder der Frau ist – bei Erkrankungen, Elternzeit oder wenn eine Stelle nicht unmittelbar besetzt werden kann. Sie leisten damit einen wertvollen Beitrag, das System Schule in Zeiten des Fachkräftemangels am Laufen zu halten – dafür schulden wir ihnen unseren Dank.
Nun schlägt die SPD einen „neuen“ Umgang mit Vertretungslehrkräften vor, fordert z.B. dass die Schulleitungen diese nach zwei Jahren für eine Weiterqualifizierung anmelden können. Natürlich ist es stets gut, sich für verbesserte Arbeitsbedingungen und Fortbildungen stark zu machen – aber es muss auch immer alles Hand und Fuß haben. Das ist bei Ihnen allerdings nicht durchgängig der Fall.
Denn Sie denken unsere Schulen zu eindimensional – teilweise anachronistisch. Schule, das ist heutzutage weitaus mehr als eine reine Arbeitsstelle für Lehrkräfte. Schule ist ein Lern- und Lebensort, in der sich eine Vielzahl an Professionen tummelt: Man denke nur an die Schulsozialarbeit, Schulbegleitungen oder Assistenzen. Alle tragen in diesen multiprofessionellen Teams zum Gelingen von ganzheitlichem schulischem Lernen und zur Sozialisation der Heranwachsenden bei.
Deshalb lautet unser Ansatz, die „Multiprofessionalität an Schulen“ zu stärken.
Trotz mannigfaltiger Herausforderungen der letzten Jahre ist es uns gelungen, zusätzliche Stellen an den Schulen zu schaffen. Ukrainische Unterstützungskräfte oder Schulpsychologen und andere Kräfte aus dem Programm „Aufholen nach Corona“ seien hier als Beispiel genannt.
Auf einen zweiten Lapsus im SPD-Antrag möchte ich aber – nein, muss ich aber noch eingehen. Nicht jede Person, die über den Vertretungsfonds finanziert wird, kann oder will zu einer vollwertigen Lehrkraft weiterqualifiziert werden. Hier wird alles grob vereinfachend in einen Topf geworfen. Beim genauen Hinsehen zeigt sich aber, dass nicht alles schwarz oder weiß ist: Manche bringen die Voraussetzungen als Lehrkraft überhaupt nicht mit, weil sie beispielsweise gar keinen Hochschulabschluss haben. Manche haben Schwerpunkte studiert, die nicht zu den Unterrichtsfächern passen und müssten eine längere Nachqualifizierung in Kauf nehmen – wollen das aber überhaupt nicht, da es vielleicht gerade nicht in die individuelle Lebensplanung passt. Viele haben ihre Berufstätigkeit noch vor oder schon hinter sich: Lehramtsstudenten oder Seniorlehrkräfte – alles Personal, das aus dem Vertretungsfonds bezahlt wird.
Sie sehen, Vertretungslehrkräfte sind nicht gleich Vertretungslehrkräfte. Bei einigen handelt es sich um bloße Unterstützungs- und keine vollwertigen Lehrkräfte. Sie bringen keine fachlich hinreichende Qualifikation mit und müssen daher mit einer Befristung leben. Stellen Sie sich eine Sportgymnastik-Kursleiterin vor, die in der Schule im Sportunterricht aushilft. Sie ist eine wichtige Stütze, beherrscht sicher ihre Profession tadellos, hat aber keine Ausbildung in Pädagogik, Didaktik oder Methodik.
Nun gibt es aber noch diejenigen, die weiterqualifiziert werden können. Und hier tut das Land, was es kann. Es nimmt jeden mit Kusshand, der sich für das Berufsbild Lehrer oder Lehrerin interessiert. Deshalb stecken wir auch unsere ganze Kraft in den Ausbau des Direkt-, Seiten- und Quereinstiegs. Dies muss aber unbedingt mit weiteren Qualifizierungsmaßnahmen einhergehen! Auch in puncto Ein-Fach-Lehrkraft setzen wir Akzente mit dem Ein-Fach-Studiengang Musik, nun folgen Mathe und Informatik.
Gleichzeitig wollen wir unsere Schulen breit aufstellen: Sonderpädagogische Fachkräfte an den Förderzentren Lernen, Qualifizierungsangebote für schulische Assistenzen oder eine Vielzahl an Unterstützungsangeboten für Vertretungslehrkräfte stehen parat. Außerdem werden wir genau ausloten, wie Multiprofessionalität an unseren Schulen noch weiter gestärkt und zukunftsfest gemacht werden kann. Dazu gehört z.B. eine bessere Koordination oder das Aufzeigen von weiteren Berufs- oder Karrierewegen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir alle wollen für unsere Kinder und Jugendliche die besten schulischen Rahmenbedingungen. Dazu gehören top ausgebildete Lehrkräfte und eine Multiprofessionalität, die ihrem Namen gerecht wird. Dieses Ziel muss oberste Priorität haben. Qualität und Qualifizierung sind für uns von zentraler Bedeutung. Das sagen wir oft im Kontext der frühkindlichen Bildung, das gilt aber auch für die allgemeine und berufliche Bildung. Daran wollen und müssen wir festhalten – beste Unterrichtsversorgung und höchste Lehrerprofessionalität für unsere Schülerinnen und Schüler.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel