Bildung | | Nr. 078/19
(TOP 11 und 24) Bildung ist der Schlüssel zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Wir können uns gar nicht genug Engagement für den Klimaschutz wünschen. Wir müssen gemeinsam alles dafür tun, dass die Ziele der UN-Klimakonferenz in Paris aus 2015 erreicht werden. Das zwei Grad Ziel wird existentiell für den Fortbestand unseres Planeten sein, wie wir ihn heute kennen. Wir sind kurz davor, dass die Klimapolitik die Mutter aller unserer Probleme wird. Darum müssen wir uns kümmern.
Schon heute sind die Auswirkungen des Klimawandels unübersehbar. Ende Januar hatte ich die Gelegenheit mit der Kollegin Kerstin Metzner Projekte für Nachhaltigkeit von Brot für die Welt in Indien zu besuchen. In Indien leben 1,2 Milliarden Menschen. 800 Millionen Menschen leben von der Landwirtschaft. Starke Schwankungen von Niederschlag und Temperaturen haben verheerende Auswirkungen. Der Monsun - über Jahrhunderte eine feste Größe - ist nicht mehr berechenbar. Naturkatastrophen, Überschwemmungen und Dürren sind die Folge, die für eine unglaubliche Zahl von Menschen die Existenz bis zum Leben raubt. Das darf uns auch hier in Europa nicht egal sein.
Man muss aber gar nicht so weit gucken. Auch wir in Schleswig-Holstein spüren die Auswirkungen. Der trockene Sommer hat viele von uns nachdenklich gemacht. Es ist wahrscheinlich, dass sich solche Sommer wiederholen werden. Wir haben in diesem Plenum auch über den Küstenschutz gesprochen. Der Meeresspiegel steigt an. Unsere Inseln, Halligen und die Küsten müssen stärker geschützt werden. Klimawandel ist auch ein schleswig-holsteinisches Problem. Das müssen wir anerkennen.
Ich finde es deshalb gut, dass sich unter dem Banner #FridaysForFuture gerade junge Menschen lautstark zu Wort melden. Und das nicht nur bei uns vor der Tür, sondern auch in vielen Ländern in Europa, Kanada und Australien. Die Jamaika-Koalition will sich intensiv mit den Forderungen von #FridaysForFuture auseinander setzen und hat deshalb auch heute zu einem Gespräch eingeladen. Wir nehmen die jungen Menschen vor unserem Landtag ernst.
Denn eines ist jetzt schon klar. Wir müssen uns noch stärker für den Klimaschutz auch in Deutschland engagieren. Wir wollten im Jahr 2020
40 Prozent weniger Treibhausgase im Vergleich zu 1990 ausstoßen. Nach dem aktuellen Klimaschutzbericht werden wir nur eine Reduzierung von 32 Prozent erreichen. Eine Entwicklung in die richtige Richtung, aber eben nicht genug. Unsere eigenen deutschen Ziele haben wir für 2020 nicht erreicht. Das sollte uns aufrütteln. Darüber brauchen wir eine intensive politische Debatte und nicht über das Schulschwänzen.
Ich finde es schade, dass wir darüber viel weniger leidenschaftlich debattieren als über die Frage, ob eine Demonstration politische Bildung ist oder ob eine Demonstration während der Schulzeit stattfinden soll. Aber auch ich komme nicht um einige Worte zu diesem Thema herum.
Greta und #FridaysForFuture legen es ja darauf an mit zivilen Ungehorsam auf das Thema aufmerksam zu machen. Es geht also darum Regeln mit den Demonstrationen zu brechen. In diesem Sinne ist es ja sogar eine Unterstützung dieser Demonstrationsform, wenn wir zusammen mit der Bildungsministerin auf die Schulpflicht bestehen und Konsequenzen einfordern. Und das ist unsere Position Schulpflicht bleibt Schulpflicht. Selbstverständlich sollen die Konsequenzen verhältnismäßig sein und keiner sollte wegen ein paar Besuchen von Demonstrationen von der Schule fliegen.
Aber es darf auch nicht zur Regel werden. Denn wer regelmäßig nicht zur Schule geht, schadet sich in erster Linie selbst. Wir diskutieren hier oft das Ziel einer 100 prozentigen Unterrichtsversorgung. Dieser Kampf macht ja nur Sinn, wenn am Ende auch die Schüler in die Schule kommen. Das sollten wir nicht konterkarieren. Und eines sei auch noch angemerkt. Wenn man sich schon vornimmt jeden Freitag zu demonstrieren, wundert das schon, wenn die Demo wie jüngst in Nordrhein-Westfalen in den Ferien dann ausfällt.
Was können wir in Schleswig-Holstein selber tun um klimafreundliche Entwicklungen zu unterstützen. Ein Beispiel ist das Küstenkraftwerk auf der anderen Seite der Förde. Das Gaskraftwerk ersetzt das alte Gemeinschaftskraftwerk, das mit Steinkohl beheizt wurde. Stichwort Kohleausstieg - der findet nämlich bereits statt. Die CO2 Reduzierung wird 70 Prozent betragen. Das Kraftwerk kann innerhalb von 5 Minuten hochgefahren werden, im alten Kraftwerk hat der Vorgang mindestens 4 Stunden gedauert. Ein ganz wichtiger Schritt um flexibel auf Energiebedarfe zu reagieren. Das brauchen wir um Windkraft und andere erneuerbar Energien im Netz sinnvoll zu ergänzen.
Wir haben das hier schon oft im Plenum diskutiert. Als Windenergieland haben wir eine große Chance beim Thema power to x. Wir müssen Erneuerbare Energie noch stärker nutzbar machen. Wasserstoff, Methan vielleicht sogar Kerosin für die Luftfahrt sind Wege, wie wir ungenutzte Windenergie nutzbar machen können. Hier können wir in Schleswig-Holstein Vorreiter sein und Ökologie und Ökonomie miteinander verbinden.
Und dazu gehört untrennbar auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung kurz BNE. Dazu hat die Jamaika-Koalition einen Antrag eingebracht. Bildung und Klimaschutz gehören eng zusammen. Schleswig-Holstein beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit dem Thema nachhaltige Entwicklung in KiTa, Schulen und Hochschulen. Dazu gehören die Programme „KiTa21 – Die Klimaretter“ oder die Zukunftsschule.sh.
Wir nehmen uns vor bis zum 1. Quartal 2020 eine Landesstrategie Bildung für nachhaltige Entwicklung für alle Bildungsbereiche zu entwickeln. Das wollen wir nicht alleine tun, sondern dabei viele Akteurinnen und Akteure einbinden.
Getragen wird die Diskussion um nachhaltige Bildung durch die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen, die 2015 verabschiedet wurden. Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie wir unseren Planeten schützen und den Klimawandel begrenzen. Es geht auch um eine Welt ohne Armut und Hunger, die gerechte Gestaltung von Globalisierung, die Förderung von Frieden und den Aufbau von globalen Partnerschaften. Die Welt ist komplex und alles hängt mit allem zusammen. Das ist auch ein Bildungsauftrag den wir stärker verfolgen müssen.
Klimaschutz und Nachhaltigkeit fängt bei jedem einzelnen von uns selber an. Und da ist Bildung der Schlüssel. Und gerade deshalb glaube ich, dass es wichtig ist, dass wir alle mehr über Nachhaltigkeit und Klimaschutz wissen- vom Kindergartenkind bis zum Rentner. Auch weil ich der festen Überzeugung bin, dass wir unsere Ziele besser erreichen können, wenn die Menschen davon überzeugt sind. Freiwilliges Mitmachen aus Überzeugung für den Klimaschutz ist besser als jedes Verbot und jede Regulierung.
Danke, dass Sie mir zugehört haben.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel