Frauenwahlrecht: 100 Jahre alt und damals schon zu spät
Das Jubiläum „100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland“ am 12. November zeigt eindrucksvoll, dass dieses Recht nicht immer selbstverständlich war. Im Jahr 1918 war das Wahlrecht für die Männer in Deutschland längst Routine.
„Das Frauenwahlrecht ist in der Zeit meiner Großmutter entstanden. Sie und auch meine Mutter haben das Wahlrecht als Bürgerpflicht verstanden und sehr ernst genommen. Das hat mich geprägt.“ sagt Anette Röttger. Sie ist wie ihre Kolleginnen Barbara Ostmeier, Katja Rathje-Hoffmann und Andrea Tschacher Landtagsabgeordnete der CDU.
„Vier von 25 Abgeordneten sind Frauen, das ist durchaus noch ausbaubar“, sagt Katja Rathje-Hoffmann, zuständig für Sozialpolitik, Frauen und Gleichstellung, Kita und Pflege. Trotz 100 Jahre Frauenwahlrecht seien die Frauen noch längst nicht auf Augenhöhe mit den Männern angekommen, bedauert sie. „Dies ist ein echter Meilenstein in der Geschichte der Gleichberechtigung. Selbstverständlich war die Einführung damals nicht – ihr ging ein langer Einsatz von mutigen Frauen und auch ein paar Männern voraus. Es ist wahrlich ein Grund zum Feiern und zeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen.“
Röttger, zuständig für den Bereich Bildungs- und Kulturpolitik und Verbraucherschutz, weiß aus langjähriger beruflicher und privater Erfahrung, dass Frauen auch heute noch in der Regel mehr kämpfen müssen, um die gleichen Ziele erreichen zu können wie die männlichen Mitbewerber. „Es ist für mich heute kaum vorstellbar, wie es wäre, wenn man als Frau keine Stimme hätte. Doch immer noch sind Frauen - trotz guter Ausbildung - in politischen Gremien oft unterrepräsentiert. Deshalb sind insbesondere sie aufgefordert, sich aktiv in die Prozesse unserer Demokratie einzubringen. Gerade in unseren großen Städten erleben wir eine zunehmende Wahlmüdigkeit, die unserer Demokratie nicht dienlich ist“, so Röttger abschließend.
Auch Barbara Ostmeier wird als Sprecherin der Fraktion für Sport, Integration und Flüchtlingspolitik immer wieder mit der Ungleichheit der Rechte zwischen Männern und Frauen konfrontiert. „100 Jahre Frauenwahlrecht kamen damals schon zu spät. Umso wichtiger ist es für uns Frauen, das Wahlrecht selbstbewusst wahrzunehmen und die damit verbundenen Chancen zu nutzen.“
Andrea Tschacher: „Die Ausrufung des Frauenwahlrechts war von großer Bedeutung auf dem Weg zur Verwirklichung der Gleichberechtigung. All jenen, die erfolgreich das Recht der Frauen zur Mitwirkung und Mitgestaltung erkämpft haben und sich dabei gegen große Widerstände durchsetzen mussten, gilt mein Dank“, so die CDU-Landtagsabgeordnete. „Aber dieses großartige Jubiläum macht uns zugleich auch darauf aufmerksam, dass wir hinsichtlich einer selbstverständlich gelebten Gleichstellung aller Menschen noch nicht vollständig am Ziel angekommen sind. So sind wir in unserem Land von einer politischen und wirtschaftlichen Parität - vor allem auch in Top-Positionen - noch weit entfernt. Auch muss die Entlohnung auf dem Niveau der männlichen Kollegen selbstverständlich werden“, sagt Tschacher, die fachpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion für Menschen mit Behinderung, Drogen, Sucht sowie Hospiz- und Palliativversorgung ist. Und fügt ergänzend hinzu, dass diese Punkte selbstverständlich auch für Menschen mit Behinderung gelten müssten.
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Max Schmachtenberg
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