Bildung | | Nr. 056/17
Wünschenswerte Projekte ändern nichts am zunehmenden Lehrermangel bei den Naturwissenschaften
Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Heike Franzen, hat nach der heutigen Pressekonferenz von Bildungsministerin Britta Ernst die Zunahme des Lehrermangels im naturwissenschaftlichen Bereich als ernsthaftes Problem bezeichnet:
„Das Kerngeschäft des Unterrichts droht auf der Strecke zu bleiben. Anstatt sich endlich offensiv mit dem seit Jahren bekannten Problem des zunehmenden Lehrkräftemangels auseinander zu setzen, stellt die Ministerin wünschenswerte Projekte vor. Mit dieser Schönrednerei muss endlich Schluss sein. Berichte sind dazu da, Bedarfe festzustellen und entsprechend zu handeln. Und das fehlt bei dieser Ministerin völlig“, erklärte Franzen heute (07. Februar 2017) in Kiel.
Schon jetzt gebe es zu wenig Lehrer in diesem Bereich. Der Bericht zeige eindeutig, dass der Nachwuchs nicht im Ansatz ausreiche, um den Bestand zu sichern und um freiwerdende Stellen zu besetzen. Am härtesten betroffen sei das Fach Informatik. Hier stünden den 281 Gymnasien und Gemeinschaftsschulen lediglich 37 ausgebildete Fachlehrkräfte zur Verfügung. „Und bis zum Jahr 2018 werden genau zwei Lehrkräfte ihren Vorbereitungsdienst beendet haben. Davor warnen wir seit Jahren – bei diesem Ministerium leider vergeblich“, so Franzen. Wie Ernst mit diesem Nachwuchs den zunehmenden Bedarf „Im Großen und Ganzen, nur nicht so schnell, wie wir wollen“ zu decken vermöge, bleibe das Geheimnis der Ministerin. „Die Gefahr, dass unsere wenigen Fachkräfte auch noch abgeworben werden, ist groß“, so Franzen.
Sowohl PISA als auch die TIMSS-Studie hätten den deutlichen Nachholbedarf Schleswig-Holsteinischer Schülerinnen und Schüler in den MINT-Fächern gezeigt. „Das geht in der Grundschule los und ist dann nicht mehr aufzuholen“, so Franzen. Die CDU habe deshalb schon lange eine Qualitätsoffensive für die MINT-Fächer gefordert. „SPD, Grüne und SSW haben die gesamte Legislaturperiode in diesem Bereich nichts gemacht. Stattdessen wurden die Fächer Bio, Chemie und Physik in einem Fach NaWi zusammengefasst. Das wird weder den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler, noch den Anforderungen an sie gerecht“, so Franzen. Das Fach NaWi werde denn auch überwiegend von Biologielehrkräften unterrichtet, so dass die Inhalte der Fächer Chemie und Physik nicht im erforderlichen Umfang vermittelt würden.
„Die CDU fordert, dass auch an Gemeinschaftsschulen der gesamte Fächerkanon von entsprechend ausgebildeten Fachlehrern unterrichtet wird“, so Franzen. Um den Lehrkräftebedarf in den Mangelfächern abdecken zu können, sollten gemeinsam mit den Universitäten finanzielle Anreizsysteme und Förderinstrumente entwickelt werden. Insgesamt müsse das Lehramt in Schleswig-Holstein attraktiver werden.
„Nur so werden wir die nötigen Nachwuchskräfte werben können. Es hilft eben nicht, drei Monate vor den Landtagswahlen in einer Pressekonferenz alles schönzureden“, so Franzen.
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Max Schmachtenberg
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