Bundes-Klinik-Atlas | | Nr. 165/24
Der Bundes-Klinik-Atlas stellt ein Risiko dar
Zum Bundes-Klinik-Atlas äußert sich der gesundheitspolitische Sprecher, Hauke Hansen:
„Sie suchen nach dem für Sie passenden Krankenhaus, wissen aber nicht, worauf Sie achten sollen? Dann sind Sie hier genau richtig!“ So steht es auf der am 17. Mai 2024 gestarteten Website Bundes-Klinik-Atlas. Drei Wochen nach dem Start wird eine „verlässliche Patientensteuerung zur optimalen Versorgung“ nicht ansatzweise erreicht. Vielmehr sind die Empfehlungen bei der Standardsuche in einigen Fällen sogar gesundheitsgefährdend und stellen damit ein Risiko dar.
Gibt man beispielsweise auf der Website ein, dass man einen Schlaganfall hat und sich in Lübeck befindet, werden zunächst die drei jeweils über 40 Kilometer entfernten Kliniken in Hamburg Barmbek, Wandsbek und Heidberg als besonders empfehlenswert ausgegeben. Erst dann folgen die sich direkt vor Ort befindliche Kliniken in Lübeck. Grund für diese Reihenfolge sind Fallzahlen aus den Vorjahren: die Lübecker Kliniken haben laut Klinik-Atlas mit 545 bzw. 523 zwar jeweils „sehr viele“ Fälle, liegen aber rund 100 Fälle hinter den Hamburger Kliniken. Bei einem Schlaganfall ist jedoch der Faktor Zeit entscheidend. Es geht wirklich um jede Minute. Ob eine Klinik 545 oder 645 Fälle vor ein paar Jahren behandelt hat, sollte für die Auswahl völlig unwichtig sein.“
„Ein anderes Beispiel: Bei einem akuten Herzinfarkt in Itzehoe taucht das Klinikum in Itzehoe, welches mit 282 Fällen pro Jahr auch nach Einschätzung der Website „sehr viele“ Behandlungen durchführt und über eine Herzkatheterbereitschaft rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr verfügt, erst an 9. Stelle auf. Folgt man den Vorschlägen der Website, sind Kliniken in Pinneberg, Rendsburg, Stade und Hamburg zu bevorzugen. Oder weiter: Bei einem Bruch des Oberschenkels in Flensburg empfiehlt die Seite den Weg zum Klinikum Nordfriesland in Husum“, so Hansen.
„Die Website trägt das Logo vom Bundesministerium für Gesundheit und bei staatlichem Informationshandeln gilt das Gebot der Sachlichkeit und Richtigkeit. Damit sollten die Empfehlungen auch einer Qualitätskontrolle standhalten. Ich sehe nicht, dass hier für Patientinnen und Patienten die für sie optimale Versorgung vorgeschlagen wird. Das ist ein Skandal. Die Website muss bis zur Fehlerbehebung abgeschaltet oder mit einem großen Warnhinweis „Beta-Version“ gekennzeichnet werden“, so Hansen abschließend.
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Max Schmachtenberg
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