Brokdorf | | Nr. 186/22
TOP 30: Brokdorf bleibt abgeschaltet
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste.
Ja, jede Kilowattstunde zählt, und das sowohl in der Erzeugung, wie auch im Verbrauch. Insofern, liebe Kollegen der FDP, stimmt zumindest die Überschrift Ihres Antrags – der Rest dann schon leider nicht mehr.
Zu den Fakten:
Angesichts einer möglichen Gasmangellage wurden bereits Gaskraftwerke, die zur Stromerzeugung mit Erdgas betrieben wurden, abgeschaltet, um Erdgas zu sparen.
Als Ersatz wurde und wird seitens der Bundesregierung geprüft, welche Kohlekraftwerke und auch Kernkraftwerke weiterlaufen können, um sie zur Stromerzeugung einzusetzen.
Die FDP möchte nun auch unser Atomkraftwerk in Brokdorf aus dem Jahre 1976, welches Ende 2021 abgeschaltet wurde und sich im so genannten Nachbetrieb befindet, wieder hochfahren.
Bei einer solchen Thematik gibt es allerdings gleich mehrere Probleme:
- Eine Reaktivierung, also das Wiederanfahren, ist derzeit gesetzlich ausgeschlossen.
Der Betreiber müsste dafür eine neue Betriebsgenehmigung beantragen – diese dürfte allerdings nach dem Atomgesetz gar nicht mehr erteilt werden. Und wollen Sie wirklich das Atomgesetz ändern?
- Neue Brennelemente sind nicht oder kaum verfügbar. Es würde Monate oder gar Jahre dauern, neue geeignete Brennelemente zu beschaffen – und die kämen dann oft auch noch aus Russland.
- Die Liste der besonderen Gefahren laut Atommüllreport für das AKW Brunsbüttel macht ebenfalls nachdenklich:
- Der EU-Stresstest sieht den Hochwasserschutz nicht gewährleistet und hat ebenfalls auf die Gefahr von Flugzeugabstürzen hingewiesen
- Es wurden außergewöhnlich viele Schwebstoffe festgestellt, es gab diverse Materialprobleme.
- Daher durfte das AKW zuletzt auch nur mit geringerer Leistung gefahren werden
Für mich ein weiterer wesentlicher Punkt:
Wir erzeugen in Schleswig-Holstein bereits heute deutlich mehr erneuerbaren Strom, als wir verbrauchen. Teilweise müssen wir Windkrafträder und PV Anlagen abschalten, weil wir den Strom nicht zeitgleich nutzen oder ihn durch fehlenden Übertragungsnetzausbau nicht abtransportiert bekommen.
Wie sinnvoll wäre es da, ein risikobehaftetes Atomkraftwerk, welches bereits abgeschaltet ist und mit diversen Problemen behaftet ist, in einigen Jahren wieder in Betrieb zu nehmen?
Es würde im Zweifel die Produktion von erneuerbarer Energie verhindern.
Atomenergie ist zudem eine sehr teure Energieformen und das Endlagerthema ist bis heute nicht geklärt.
Um es klar zu sagen:
Auch ich bin dafür zu prüfen, ob der Weiterbetrieb der noch im Betrieb befindlichen drei
(Emsland, Isar 2, Neckarwestheim 2)
Kernkraftwerke in Deutschland Sinn macht, denn da haben wir eine ganz andere Ausgangslage.
Bei Brokdorf bin ich mir sicher – es macht keinen Sinn.
Und, da bin ich mir auch ziemlich sicher, dass weiß auch die FDP.
Mein hochgeschätzter Kollege, ich vermute,
hier steht eher die Profilierung und die Bespielung des eigenen Klientel im Vordergrund und nicht die Suche nach einer Lösung für unser Land.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel