Fachkräftemangel | | Nr. 041/21
TOP 34: Wir müssen die Pflege auch nach der Pandemie weiter im Blick behalten
Die Corona-Pandemie hat unseren Blick geschärft und neben den Stärken auch die Schwächen unseres Gesundheitssystems in das Zentrum gerückt.
Wie selbstverständlich werden nun seit fast einem Jahr täglich die Zahlen gescheckt, wie hoch sind die Inzidenzen, wie ausgelastet sind unsere Intensivstationen.
Nahezu ein Liveticker, der uns bei Fußballwetten Spaß macht und auf den wir in dem Zusammenhang mit Erkrankten und Toten gern verzichten würden.
Nachdem der erste Entwurf unseres Antrages sich auf eine Verbesserung der Situation auf den Intensivstationen während bzw. aufgrund der Corona-Pandemie richtete, haben wir im Rahmen der Verhandlungen uns dazu entschieden, auch die „Zeit danach“, die wir uns alle sehnlichst wünschen, in den Fokus zu nehmen.
In der Ärztezeitung hieß es am 08. März 2019:
„Auf den Intensivstationen sieht es düster aus
Viele Intensivkräfte wollen ihren Beruf in den nächsten fünf Jahren aufgeben oder die Arbeitszeit reduzieren. Das kann fatale Folgen für die deutsche Krankenhauslandschaft haben.“
Es ist eine Zwickmühle: Wir haben den allgegenwärtigen Fachkräftemangel, ganz besonders in der Pflege. Wir wollen die Gesundheitsversorgung sichern. Aber je weniger Kräfte vorhanden sind, umso mehr müssen diese arbeiten, um die Versorgung sicherzustellen.
Vielen Intensivpflegekräften macht zudem der hohe Zeitdruck zu schaffen, sowie der Personalschlüssel.
Schon Mitte 2019 hat Schleswig-Holstein einen Antrag zur Reform der Krankenhausfinanzierung auf Bundesebene angestoßen, unter anderem um die ökonomischen Fehlanreize, die dem aktuellen System innewohnen abzuschaffen. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe erwarten wir mit großer Spannung, müssen aber natürlich hinnehmen, dass Corona dieser Arbeit eine Zwangspause beschert hat. Im Moment haben die Gesundheitsministerien alle Hände voll zu tun, die Pandemie zu bewältigen. Aber es kommt die Zeit danach, in der sich wieder der Gestaltung gewidmet werden kann.
Und ergänzend zu dem Antrag möchten wir, dass auch das Personal aus den Intensivstationen stärker in den Fokus genommen wird. Denn auch bei Änderung des Finanzierungssystems besteht weiterhin das Problem des Fachkräftemangels. Wir fordern daher, dass ein Sofortprogramm Intensivpflege zur Vergrößerung der Fachkräftebasis aufgenommen wird.
Wir wollen, dass der Arbeits- und Gesundheitsschutz aller Kräfte auf den Intensivstationen sichergestellt wird, auch unter Bereitstellung von psychologischer Hilfe, denn die Erlebnisse müssen auch noch außerhalb der Arbeitszeit verarbeitet werden. Dies macht nicht Halt bei Verlassen des Krankenhauses – diese Belastung nimmt man häufig mit nach Hause. Es soll zudem geprüft werden, ob eine ärztliche und pflegerische Mindestpersonalausstattung, die auf wissenschaftlichen Personalbemessungsstandards basiert, im Rahmen der Versorgungsplanung an die Zahl der Intensivbetten gekoppelt werden sollte.
Zudem setzen wir uns dafür ein, dass unsere Krankenhäuser einen vollständigen Ausgleich der coronabedingten finanziellen Auswirkungen erhalten.
Alles das ist eine große Herausforderung, denn es ist klar, dass wir weiterhin unsere Bevölkerung auf dem hohen Standard versorgen wollen.
Deshalb muss es sich um einen gut abgewogenen Prozess handeln, der nicht nur in der Theorie gut klingt, in der Praxis allerdings nicht umsetzbar ist.
Daher bitten wir um Zustimmung zu unserem Antrag.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel