Schule | | Nr. 405/17
(TOP 23) Gesunde Ernährung für gesunde Schüler
Im vorliegenden Antrag der Koalitionsfraktionen geht es um eine komplexe Fragestellung und um eine gesellschaftliche Herausforderung:
Wie kann es gelingen, Menschen an eine gesunde Ernährung heranzuführen und wie entwickelt sich aus den gewonnenen Erkenntnissen daraus ein gesundes Essverhalten, ja sogar eine Haltung, die ein Leben lang besteht? Auf gut deutsch: Wie werden die Schleswig-Holsteiner zu überzeugten Obst- und Gemüseessern, die zudem täglich ein Glas Milch trinken?
Eigentlich wäre die Antwort ganz einfach, denn das Gute liegt so nah. Gemäß dem Motto „One apple a day keeps the doctor away“ könnte der tägliche Pausenapfel und das tägliche Glas Milch das Problem schon lösen. Wenn wir Menschen uns denn daran halten würden.
Die Lebenwirklichkeit ist - zumindest in großen Teilen der Gesellschaft- eine andere und die Folgen sind unübersehbar:
Gepaart mit einem Mangel an Bewegung entwickeln immer mehr Menschen im Laufe ihres Lebens ein Übergewicht und leiden unter den Folgen. Nicht in jedem Haus steht eine Obstschale mit frischem Obst und beim Blick in den Kühlschrank findet man auch nicht in jedem Haushalt mit Kindern noch einen Milchvorrat.
Warum ist das so? Wenn auch das Wissen über eine gesunde Ernährung zwar noch vorhanden ist, so fehlt es an der Umsetzung in die Tat. Das Lebensmittelangebot, das uns präsentiert wird, ist schlichtweg so unübersichtlich geworden, dass nach jedem Einkauf im Supermarkt ein neues Produkt im Einkaufswagen landet. Der Werbung ist es gelungen, die Produkte ansprechend zu verpacken oder mit vielverstrechenden Zusatznutzen anzureichern, dass wir dieser Versuchung kaum widerstehen können. Der Gang in der Supermarkt ist so reizvoll geworden, dass er vielfach zum täglichen Ritual im Tagesablauf gehört. Ein Leben "von der Hand in den Mund" im wahrsten Sinne des Wortes liegt mehr im Trend als Vorratshaltung.
So werden Kinder heute groß. Frühkindlich prägen sich die Gewohnheiten ein.
Essen immer und überall. Kinder lernen vom Vorbild der Eltern. Da gibt es das Brötchen in die Hand, das Fruchtsaftgetränk in bunter kindgerechter Verpackung und einen Aufdruck „ mit besonders viel Calcium“ dazu und in der Quengelzone des Kassenbereichs noch eine kleine süße Überraschung. Wer greift da zuhause noch zum Pausenapfel oder zum Becher Milch?
Essverhalten wird frühkindlich geprägt und bleibt ein Leben lang. "Was Hänschen nicht lernt, das lernt Hans nimmermehr" gilt für unser Essverhalten ganz besonders. Und dann kommt das Kind in die Schule und nun kommen wir mit unseren Erkenntnissen rund um die gesunde Ernährung und sagen: Die Schule soll es richten. Hier soll ein gutes Essverhalten erlernt werden, hier wollen wir Fehlverhalten erkennen und einem gestörten Essverhalten vorbeugend begegnen. Ich bin davon überzeugt, dass dies ein ganz wichtiger Ansatz ist, denn ein gesundes Essverhalten gehört wie das Lesen und Schreiben zu den Grundfertigkeiten eines jeden Menschen.
Und da uns die Folgen und Kosten diverser Formen der Fehlernährung bekannt sind, sollten wir alles tun, damit die Menschen in unserem Land nicht nur die glücklichsten, sondern auch diejenigen sind, die sich gesund ernähren.
Es ist schon einiges passiert: Verbraucherbildung steht in den Lehrplänen und gesunde Ernährung ist Bestandteil des HSU-Unterrichts in der Grundschule. Im laufenden Schuljahr wurde das EU-Schulernährungsprogramm neu aufgelegt und wird an 126 Schulen unseres Lands eingesetzt. Zweimal wöchentlich erhalten diese Schulen kostenlos Obst und Gemüse, um es an die Kinder zu verteilen. Verbunden mit dem Projekt ist der Auftrag einer pädagogischen Begleitung. Die Kinder lernen etwas über die Herkunft der Lebensmittel, besuchen im Rahmen des Projektes einen Bauernhof und bereiten ihr Frühstück gemeinsam vor.
Wenn das Projekt erfolgreich ist, könnte es dazu beitragen, die Wertschätzung von Lebensmitteln zu verbessern. Und genau das ist neben dem Bestreben nach einem gesunden Essverhalten der zweite Aspekt des Vorhabens. Nur wer sich mit der Produktion und Herkunft von Lebensmitteln befasst, der entwickelt ein Verständnis dafür und geht in der Regel wertschätzend mit unseren Mitteln zum Leben um. Mit unserem Antrag bitten wir die Landesregierung, die Ergebnisse aus den Modellerfahrungen des EU Schulprogramms zu evaluieren, damit weitere Schritte zur gesunden Ernährung an Schulen abgeleitet werden können, wie es mit dem Koaltionsvertrag zugesagt ist. Daher bitte ich um Ihre Zustimmung zu unserem Antrag. Im Zuge einer Entwicklung hin zum Ganztag an Schulen findet ein Großteil der Mahlzeiten in der Schule statt und wir kommen nicht umhin, den elterlichen Erziehungsauftrag an dieser Stelle zu unterstützen.
Den Antrag der AfD lehnen wir ab, denn aus unserer Sicht ist das Problem nicht damit gelöst, weitere finanzielle Mittel bereitzustellen. Diejenigen Schulen, die sich für das Schulobstprojekt beworben hatten, konnten bedient werden. Jetzt sollten wir nach den Erfahrungen im Schuljahr weitere Schlüsse ziehen und das Thema dann wieder auf die Tagesordnung nehmen.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel