Wissenschaftliche Erkenntnisse zu CCS berücksichtigen

Wissenschaftliche Erkenntnisse zu CCS berücksichtigen

Nachdem sich Ministerpräsident Daniel Günther in der vergangenen Woche offen zur weiteren Erforschung und zu einer zukünftigen Nutzung von CCS unter der Nordsee also der Abscheidung und Speicherung von CO2 gezeigt hatte, war das Thema CCS mit einem Dringlichkeitsantrag nun auch Thema im Landtag. Für die CDU-Fraktion sprach dabei der Fraktionsvorsitzende Tobias Koch.

„Gemeinsam haben wir als CDU und Grüne uns das sehr ambitionierte Ziel gesetzt, unser Bundesland bis 2040 klimaneutral zu machen. Der Bund und ganz Europa haben sich dafür das Jahr 2045 vorgenommen. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, müssen wir bis dahin unsere Energieerzeugung komplett auf erneuerbare Energien umgestellt haben, die Wärmewende muss vollständig umgesetzt sein ebenso wie die Transformation des Verkehrssektors. Selbst, wenn uns all das in den nächsten knapp 20 Jahren gelingt und wir damit maximal erfolgreich sind – selbst dann wird es immer noch Bereiche gegeben, in denen CO² anfällt: Bei der Müllverbrennung, der Zement- und Chemieproduktion oder in der Landwirtschaft und auch dann wären wir nicht wirklich klimaneutral“, so Koch.

Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, sehen die Klimastudien vor, dass im Anschluss an die Klimaneutralität eine Phase der Negativemissionen folgt, der CO²-Anteil in der Luft somit nicht nur stabilisiert und konstant gehalten wird, sondern sogar reduziert wird. Dazu könne man Moore vernässen, Wälder aufforsten, Seegraswiesen anlegen – das sind einige sehr gute Möglichkeiten. „Wir können bei Müllverbrennung und Zementproduktion das anfallende CO² abscheiden und für andere Produktionsprozesse, wie z.B. die Kunststoffproduktion nutzen. Das wäre dann CCU, Carbon Capture and Utilization. Oder wir können das CO² aus den genannten Produktionsprozessen, aber auch aus der Luft abscheiden und unterirdisch einlagern“, so Koch weiter.

Seit rund 15 Jahre debattiert der Landtag über CCS und hat sich dabei mehrfach gegen CCS in Schleswig-Holstein ausgesprochen. Doch seitdem hat sich auch viel geändert. Die Bundesregierung hat angekündigt, in diesem Jahr eine Carbon Management Strategie erarbeiten, um die Anwendungsgebiete für CCS und CCU festzulegen zu wollen. Bundeswirtschaftsminister Habeck ist deshalb vor drei Wochen nach Norwegen gefahren, um sich die dort bereits im Einsatz befindliche CCS-Technologie anzuschauen.

Auch das GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung ist sich sicher, dass CCS keine Hochrisiko-Technologie mehr ist, sondern die Risiken weitgehend minimiert werden können, geeignete Standorte in der Deutschen Nordsee vorhanden sind und dort mehrere Milliarden Tonnen CO² eingelagert werden können. Noch bedeutsamer ist der jüngste IPCC-Bericht des Weltklimarates aus dem April 2022, der deutlich macht, dass CO² Abscheidung und Speicherung einer der entscheidenden Dekarbonisierungs-Strategien für die allermeisten Minderungspfade zum 1,5-Grad-Ziel ist.

„Politische Entscheidungen auf Basis wissenschaftlicher Empfehlungen zu treffen, ist spätestens seit der Corona-Pandemie gemeinsames demokratisches Verständnis. Das gilt aber nicht nur für die Gesundheitspolitik, sondern muss für alle Bereiche gelten. Deshalb sollten wir unsere Scheuklappen absetzen und die jüngsten Entwicklungen offen diskutieren. Der gemeinsame Antrag von CDU und Grünen sieht deshalb die Durchführung einer Expertenanhörung in den Landtagsgremien vor und spricht sich dafür aus, die Erarbeitung der Carbon Management Strategie der Bundesregierung konstruktiv zu begleiten“, so Koch.

„Es ist Ausdruck kluger Politik, einmal getroffene Entscheidungen auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen, besonders wenn technologische Entwicklungen und Innovationen im Spiel sind. Dann müssen wir aktuelle Erkenntnisse einbeziehen und gegebenenfalls neu entscheiden. Alles andere wäre pure Ideologie. Unsere volle Unterstützung gilt deshalb der pragmatischen, ehrlichen, lösungs- und sachorientierten Klimaschutzpolitik unseres Ministerpräsidenten Daniel Günther“, so Koch abschließend.

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