Keine Instrumentalisierung von Rechtschreibung für politische Auseinandersetzungen

Keine Instrumentalisierung von Rechtschreibung für politische Auseinandersetzungen

Die Debatte über die Gendersprache beschäftigt aktuell viele Menschen in unserem Land. Die Meinungen über das Thema gehen oftmals weit auseinander. Nach dem Erlass von unserer Bildungsministerin Karin Prien, der vorsieht, dass das Gendern an Schulen verboten wird, wurde die Diskussion erneut aufgewärmt.

Unser Fraktionsvorsitzender, Tobias Koch, sagte dazu heute in seiner Rede während der Landtagssitzung: „Sprache und Rechtschreibung verändern sich. Neue Begriffe kommen hinzu, neue Ausdrucksweisen entstehen und wenn man alte Texte im Original liest, stellt man fest, dass früher zum Teil ganz andere Schreibweisen als heute üblich waren. All das passiert fortwährend und entwickelt sich quasi von unten nach oben, bis solche Veränderungen in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen und Teil der anerkannten Regeln der deutschen Rechtschreibung werden.“

Die Verwendung von geschlechtergerechter Sprache sei aktuell zwar nicht die wichtigste Frage, die es zu klären gelte, doch sie bewege die Menschen. Viele Menschen würden sich aufgrund von Texten, die durch die Verwendung von Gender-Sonderzeichen an Lesbarkeit und Verständlichkeit verlieren, ausgegrenzt fühlen.

„Es ist eine gefährliche und besorgniserregende Entwicklung, wenn sich die Menschen dadurch zunehmend von unserem Staat, von unserer Demokratie abwenden, was leider aus einer Reihe von Gründen ohnehin schon der Fall ist. Deshalb darf die Frage der korrekten Rechtschreibung nicht zum Gegenstand von Parteibuchinteressen werden.“, so Koch.

Das Gendern sei außerdem auch keine Frage der Gleichstellung von Männern und Frauen, denn diese lasse sich ebenso ohne Verwendung der Gender-Sonderzeichen erreichen.

„Als zentrale Instanz in Sachen Rechtschreibung repräsentiert der Rat für deutsche Recht-schreibung die wichtigsten wissenschaftlich und praktisch an der Sprachentwicklung beteiligten Gruppen. Wir sind gut beraten, seiner Empfehlung und fachlichen Expertise zu folgen. Und genau das ist in Schleswig-Holstein bereits seit dem Jahr 2006 geltende Rechtslage. Nach dem damaligen Erlass von SPD-Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave sind diese Regeln die verbindliche Grundlage für den Unterricht an allen Schulen.“

Diktate im Deutschunterricht dürften nicht zum Ort politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzungen werden. Denn es ginge dabei zuallererst um das Erlernen einer korrekten Rechtschreibung. Das Bildungsministerium dürfe also nicht, durch die Vorschrift einer bestimmten Art der Rechtschreibung, politischen Einfluss auf die Schulen nehmen. Es sei aber dazu angehalten auf die Anwendung der einheitlichen Rechtschreibregeln hinzuwirken.

„Und genau das ist mit dem jüngsten Erlass geschehen und dafür hätte Karin Prien die Unterstützung aller Fraktionen dieses Hauses verdient, zumal der Erlass parallel die Thematisierung von geschlechtergerechter Sprache im Unterricht vorsieht, um dafür das Bewusstsein zu fördern. Kritik an dem Erlass zu äußern, bedeutet nichts anderes als einer politischen Einflussnahme auf unsere Rechtschreibung und Sprache Tür und Tor zu öffnen.“

Es sei wichtig die Empfehlung des Rates für deutsche Rechtschreibung umzusetzen, auch wenn dies nicht jedem gefalle.

Dasselbe, was für die Schulen in Hinblick auf die einheitliche Anwendung der deutschen Rechtschreibung gilt, sollte ebenso für alle anderen staatlichen Institutionen gelten. Es könne nicht angehen, so der Abgeordnete, dass Studenten schlechter benotet würden, nur weil sie keine Gendersternchen verwendeten.

„Es sind Fälle wie diese, aufgrund derer sich die Menschen von der Politik im Stich gelassen fühlen und deshalb Protest wählen. Und daran kann wirklich niemand Interesse haben.“, sagte Tobias Koch zum Ende seiner Rede.

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