Bildungsstudie zeigt dringenden Handlungsbedarf
Bildungsstudie zeigt dringenden Handlungsbedarf
Vor 22 Jahren schockten die Ergebnisse der Pisa-Studie die deutsche Öffentlichkeit. Intensiv wurde über die Ursachen diskutiert, dann wurde gehandelt und anschließend ging es mit der deutschen Schulbildung wieder bergauf. Nun liegen die Ergebnisse der Nachfolgestudie vor, welche ebenfalls ein düsteres Bild zeichnet. So wurde heute im Schleswig-Holsteinischen Landtag über die Bildungspolitik debattiert. Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Martin Balasus sagte dazu in der Debatte:
„Die Auswertungen der Vergleichsstudie für den Primarbereich haben gezeigt, dass in ganz Deutschland immer mehr Grundschülerinnen und -schüler nicht die Mindeststandards erreichen. Besondere Defizite herrschen in den Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen vor.
Wenn man das Gesamtbild betrachtet, müssen wir feststellen: Damit können wir nicht zufrieden sein! Und es besteht dringender Handlungsbedarf.“
Natürlich hätten die coronabedingten Schulschließung, Distanz- oder Wechselunterricht für eine deutliche Verschlechterung der schulischen Kompetenzen gesorgt. Deshalb stellte Balasus klar: „Schulschließungen darf es nie mehr geben!“
Aber es dürfe nicht der Fehler gemacht werden, ausschließlich Corona für den Leistungsabfall verantwortlich zu machen. Corona wirke wie ein Katalysator für Entwicklungen, die schon vorhanden waren.
Zu den Ursachen führte der Bildungsexperte aus: „Unsere Schülerschaft hat sich gewandelt. Sie ist weitaus heterogener als vor einigen Jahren: Stadt oder Land, bildungsfern oder bildungsnah, steigender Migrationsanteil durch die Flüchtlingskrise, immer weniger Unterstützung in den Elternhäusern und so weiter. Allgemeine gesellschaftliche Trends wie ein zunehmender Medienkonsum oder dass immer seltener vorgelesen wird, verschärfen noch diese Situation. Und all dies fordert die Lehrkräfte in besonderer Weise.“
Im Fokus müsse der umfassende Erwerb und die Förderung der Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen stehen. Aus diesem Grund werde die Landesregierung für eine zusätzliche Stunde Deutsch und Mathematik in der ersten und zweiten Klasse sorgen. Es solle nicht einfach mehr Unterricht sein – es müsse schon Mathe und Deutsch sein, schließlich seien diese Fächer maßgeblich für den Erfolg in allen Unterrichtsfächern, so Balasus.
Die Grundlagen für das Lernen werden im frühkindlichen Alter gelegt. Es brauche im Kita-Alter mehr und frühzeitige Sprachstandsdiagnostik. Würde hier ein Handlungsbedarf festgestellt, müsse anschließend eine systematische Förderung der Kinder erfolgen, fordert der Abgeordnete.
Der sozioökonomische Status hat weiterhin Auswirkungen auf den Schulerfolg. Hierzu sagte Martin Balasus: „Deshalb setzten wir auf den Ausbau unseres Perspektivschulprogramms und deren Ausweitung auf den Kita-Bereich (Perspektiv-Kitas). Programme wie „Aufholen nach Corona“ müssen fortgesetzt werden: Lernchancen:SH, Niemanden zurücklassen: „Mathe oder Lesen macht stark“ und weitere gilt es zu intensivieren.
Dass unsere Landesregierung um den Stellenwert der Sprache für die Entwicklung und die Zukunft der Kinder und Jugendlichen weiß, hat sie erst vor kurzem bewiesen. Sie hat die Sprach-Kitas gerettet, als sich die Ampel auf Bundesebene aus der Verantwortung gestohlen hat.“
Im Kontext der Ergebnisse der IQB-Bildungsstudie wurde auch die Frage über den Stand der Inklusion gestellt. Mit dem Antrag der Koalition „Rahmenkonzept zur Etablierung von Campusklassen“ wolle man denjenigen Schülerinnen und Schülern das Leben und Lernen leichter machen, für die Schule eine größere Herausforderung bedeutet als für andere Kinder und Jugendliche.
„Wir möchten ihnen bessere Möglichkeiten geben, sich zu entfalten. Sie haben genauso ein Anrecht auf die Förderung ihrer geistigen Entwicklung wie alle anderen. Und mit den Campusklassen schaffen wir mehr Chancengerechtigkeit für sie. Kinder aus Förderzentren werden Campusklassen in Regelschulen besuchen – das ist ein wichtiger Baustein zur Inklusion. Jedes Kind ist verschieden. Jedes hat seine Schwächen und vor allen Dingen Stärken. Campusklassen sind eine ideale Möglichkeit, individuell auf jeden Schüler, auf jede Schülerin einzugehen. Wir wollen Kinder dort abholen, wo sie stehen, und sie dann optimal fördern“, so der Bildungspolitiker.
Doch alle Bemühungen zur Verbesserung des schulischen Unterrichts werden keine Früchte tragen, wenn nicht mehr Lehrkräfte gewonnen werden können. Die Gewinnung neuer Lehrkräfte, die Begeisterung von Studentinnen und Studenten für den Beruf des Lehrers/ der Lehrerin sei die zentrale Herausforderung der Bildungspolitik. „Ich freue mich schon auf die ersten Vorschläge der Allianz für Lehrkräftebildung, die wir Ende des Jahres erwarten. Nur ein Strauß von kreativen Lösungsideen hilft, das professionelle Personal für eine qualifizierte Bildung unserer Kinder zu gewinnen“, so Balasus.
Abschließend sagte der bildungspolitische Sprecher, der vor seiner Tätigkeit als Landtagsabgeordneter selbst als Lehrer unterrichtet hat: „Die Herausforderungen an unsere Schulen sind vielfältig und groß: Wir müssen sie weiter angehen. Nun heißt es: Ärmel hochkrempeln und handeln. Ganz so wie es vor 22 Jahren bei Pisa getan wurde – dann geht es auch wieder bergauf!“